Kein Pizzo für die Pizza
Mit einem neuen Stadtplan können sich jetzt auch deutschsprachige Touristen in Palermo „mafiafrei“ bewegen.
Allein gegen die Mafia feiert man allenfalls Filmerfolge. Wer sich gegen das organisierte Verbrechen in Sizilien ernsthaft zur Wehr setzen will, muss sich ebenfalls organisieren. Diese Einsicht stand am Anfang der Bürgerinitiative „AddioPizzo“, die Gabriele La Malfa Ribolla vor fünf Jahren mit einigen Gleichgesinnten in Palermo ins Leben rief. Ihr Name ist Programm: Pizzo ist der Ausdruck für Schutzgeld, AddioPizzo bedeutet dann auf deutsch: „Tschüss Schutzgeld“. Die Mitglieder verpflichten sich, nichts an die Mafia zu bezahlen.
Deutschsprachige Italienurlauber können nun zum Erfolg von AddioPizzo beitragen. Ende Januar stellte in Rom der deutsche Botschafter Michael Steiner einen deutschsprachigen Anti-Mafia-Stadtplan von Palermo vor. Alle Geschäfte, Restaurants und Einrichtungen, die den Obolus an die „ehrenwerte Gesellschaft“ verweigern, sind auf dieser Karte eingetragen – insgesamt 403 Addiopizzo-Mitglieder. Über Pizzerien, Hotels, Juweliergeschäfte, Apotheken, Banken und Autowerkstätten bis hin zu Blumenhandlungen reicht das Angebot. Es erlaubt auch den Touristen einen „mafiafreien“ Aufenthalt in Parlermo.
„Unsere Strategie ist es, die Verbraucher zu organisieren“, erläutert Gabriele La Malfa Ribolla. Man wolle einen „kritischen Tourismus“ fördern. Botschafter Steiner war auf einer Sizilienreise vor einem Jahr auf die Bürgerinitiative aufmerksam geworden und sorgte für eine Anschubfinanzierung des Stadtplans, der nun unter der Schirmherrschaft der deutschen Botschaft erschienen ist.
Die erste Auflage des Stadtplans liegt nach Angaben der Botschaft bei 10 000 und soll bei deutschen Reiseveranstaltern und in Palermo verteilt werden. Außerdem kann man ihn von der Web-Seite der deutschen Botschaft (www.rom.diplo.de) und der AddioPizzo-Bewegung (http://www.addiopizzo.org) herunterladen. KNA/swi
(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, März 2010)
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