17. Dezember 2010

Wort des Lebens – Dezember 2010

Von nst_xy

„Für Gott ist nichts unmöglich.“ (Lukas 1,37)

„Wie soll das geschehen?“1), fragte Maria den Engel bei der Verkündigung. Er antwortete: „Für Gott ist nichts unmöglich.“ und verweist auf das Beispiel von Elisabet, die in hohem Alter noch einen Sohn empfangen hatte. Maria glaubte der Botschaft des Engels und wurde Mutter des Herrn.
Gott ist allmächtig. Dieser Name Gottes begegnet uns immer wieder in der Heiligen Schrift. Er wird verwendet, um zu zeigen, wie machtvoll Gott wirkt, ob er segnet, richtet, den Lauf der Geschichte lenkt oder seine Pläne verwirklicht.
Die Allmacht Gottes hat eine einzige Grenze: die menschliche Freiheit. Sie kann sich dem Willen Gottes widersetzen. Das aber führt zur Ohnmacht des Menschen, der ja eigentlich dazu berufen wäre, an dieser Macht Gottes teilzuhaben.

„Für Gott ist nichts unmöglich.“

Dieses Wort kann in uns ein unbegrenztes Vertrauen in Gott als liebenden Vater wachrufen. Gott ist seinem Wesen nach Liebe, und das grenzenlose Vertrauen zu ihm ist gewissermaßen nichts anderes als eine logische Folge.
Der Vater verfügt über alles, was wir brauchen – in materieller wie in geistlicher Hinsicht. Er vermag selbst das, was uns unmöglich erscheint. Und er gibt seine Gnade sowohl denjenigen, die ihn bitten, als auch denen, die ihn nicht bitten. Denn im Evangelium heißt es: „Er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten.“2)
Auch unser Handeln soll von der gleichen umfassenden Liebe erfüllt sein – im Glauben an die Zusage:

„Für Gott ist nichts unmöglich.“

Wie können wir nun dieses Wort in unserem Alltag leben?
Wir stehen immer wieder vor schwierigen und schmerzlichen Situationen – persönlich und in der Beziehung zu anderen. Manchmal erfahren wir dabei eine große Hilflosigkeit.
Wir stellen einerseits fest, wie begrenzt unsere eigene Freiheit ist, weil wir auf ungute Weise an Menschen und Dingen hängen und von diesen Bindungen nicht loskommen.
Andererseits begegnen wir um uns herum oft einer so großen Gleichgültigkeit und einem so ausgeprägten Egoismus, dass uns angesichts mancher überwältigender Ereignisse jeder Mut verlässt.
Genau dies sind jedoch die Momente, in denen uns dieses Wort helfen kann. Jesus lässt uns die Erfahrung der Unfähigkeit durchleben, nicht um uns zu entmutigen, sondern um uns besser verstehen zu lassen, was es heißt: „Für Gott ist nichts unmöglich.“ Er möchte uns auf die Erfahrung der außergewöhnlichen Macht seiner Gnade vorbereiten, die sich gerade dann zeigt, wenn wir mit unseren schwachen Kräften am Ende sind.

„Für Gott ist nichts unmöglich.“

Erinnern wir uns in kritischen Situationen an dieses Wort!
Dann kann es jene Kraft entfalten, die es als Wort Gottes in sich birgt und uns – in gewisser Weise – an der Allmacht Gottes teilhaben lassen. Unverzichtbar ist dabei freilich, dass wir aus seinem Willen zu leben suchen und uns bemühen, jene Liebe in die Welt zu tragen, die in unsere Herzen ausgegossen wurde. So leben wir im Einklang mit der allmächtigen Liebe Gottes zu seinen Geschöpfen. Sie bewirkt ja, was dem Einzelnen und der ganzen Menschheit zum Heil dient.
Im Gebet erfahren wir die ganze Wirksamkeit dieses Wortes. Jesus hat ja zugesagt, dass wir alles erhalten werden, worum wir den Vater in seinem Namen bitten. Tragen wir also all das vor ihn, was uns am meisten am Herzen liegt, in der Gewissheit des Glaubens, dass für ihn nichts unmöglich ist: die Lösung in aussichtslosen Situationen; die Verwirklichung des Friedens in der Welt; die Heilung von schwerer Krankheit; die Überwindung familiärer und gesellschaftlicher Konflikte.
Wenn wir nicht nur als einzelne um die gleiche Sache bitten, und die gegenseitige Liebe eine tiefe Übereinstimmung unter uns bewirkt, dann ist es Jesus in unserer Mitte selbst, der den Vater bittet. Dann werden wir, wie er es versprochen hat, erhört. Das haben wir oft genug auf sehr konkrete Weise erfahren dürfen.
Unser ganzes Leben sollte also bestimmt sein von dem grenzenlosen Vertrauen eines Kindes, das sich in den Armen seines Vaters geborgen weiß, eines Vaters, dem alles möglich ist.
Das muss freilich nicht bedeuten, dass wir immer alles erhalten werden, was wir erbitten. Gottes Allmacht ist die eines Vaters; er setzt sie immer und ausschließlich zum Wohl seiner Kinder ein, auch wenn jene manchmal nicht diesen Eindruck haben.
Wichtig ist, die Zuversicht in uns wachsen zu lassen, dass für Gott nichts unmöglich ist.
Dies wird uns einen nie gekannten inneren Frieden schenken.
Chiara Lubich

Erstmals veröffentlicht in: NEUE STADT, Dezember 1999
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1) Lukas 1,34
2) Matthäus 5,45

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Dezember 2010)
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