24. Mai 2012

Wort des Lebens – Mai 2012

Von nst1

„ Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ (Lukas 12,49)

Wenn ein Feuer einmal so richtig entfacht ist, ist es nur noch schwer zu löschen; es sei denn, es fehlt Brennmaterial. Das Wort von diesem Monat lädt dazu ein, die Liebe des Evangeliums zu entfachen und am Brennen zu halten.

„ Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ (Lukas 12,49)

Im Alten Testament ist das Feuer ein Symbol für das Wort Gottes, wie es durch die Propheten verkündet wird. Es bezeichnet aber auch das Gericht Gottes, der vorübergeht und sein Volk reinigt.
Genauso ist es mit dem Wort Jesu: Es ist aufbauend, gleichzeitig aber zerstört es alles, was keinen Wert hat, was vergehen muss, was nichtig ist; nur die Wahrheit hat vor ihm Bestand.
Johannes der Täufer sagte über Jesus: „Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“ 1) Damit kündigte er die christliche Taufe an, die am Pfingsttag ihren Ausgang nahm mit der Ausgießung des Heiligen Geistes, der in Feuerzungen sichtbar wurde. 2)
Dies also ist die Sendung Jesu: Feuer auf die Erde zu werfen, das heißt, den Heiligen Geist mit seiner erneuernden und reinigenden Kraft zu bringen.

„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“

Jesus schenkt uns seinen Geist. Wie aber wird dieser Geist tätig? Er bringt in uns die Liebe zur Entfaltung, die wir – so sein Wunsch – in unserem Herzen wachhalten sollen. Und was kennzeichnet diese Liebe?
Sie ist nicht von dieser Welt und kennt daher keine Grenzen. Es ist die Liebe, wie sie das Evangelium beschreibt: Sie gilt uneingeschränkt jedem Menschen, wie die Liebe des Vaters im Himmel, der über allen – Guten wie Bösen – die Sonne aufgehen lässt und den fruchtbaren Regen ausgießt. 3)
Es handelt sich um eine Liebe, die keine Vorbedingungen stellt, sondern selbst die Initiative ergreift.
Es handelt sich um eine Liebe, die sich eins macht mit jedem Menschen: mit ihm leidet, sich mit ihm sorgt, mit ihm hofft. Sie besteht nicht nur aus Gefühlen und Worten, sondern wird konkret, wo es notwendig ist.
Es ist eine Liebe, die uns Christus in den Schwestern und Brüdern erkennen lässt, gemäß den Worten Jesu: „ … das habt ihr mir getan.“ 4)
Sie steckt andere Menschen an und wird so gegenseitig. Und weil diese Liebe sichtbarer Ausdruck unseres Lebens nach dem Evangelium ist, gibt sie dann auch den Worten, mit denen wir dieses Evangelium verkünden wollen und sollen, ihre Glaubwürdigkeit.

„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“

Die Liebe ist wie ein Feuer. Und damit es immer am Brennen bleibt, brauchen wir Brennmaterial. Das ist zunächst einmal unsere Selbstbezogenheit. Die legen wir jedes Mal ins Feuer, wenn wir lieben. Dann nämlich schauen wir nicht auf uns selbst, sondern auf Gott, wenn wir seinen Willen erfüllen, oder auf den Nächsten, wenn wir für ihn da sind.
Auch ein kleines Feuer kann einen großen Brand entfachen, wenn es genügend Nahrung erhält. Es ist der Brand der Liebe, des Friedens und der weltweiten Geschwisterlichkeit, die Jesus auf die Erde gebracht hat.
Chiara Lubich

Erstmals veröffentlicht in: Neue Stadt, August 2001
1) Lukas 3,16; 2) vgl. Apostelgeschichte 2,3; 3) vgl. Matthäus 5,45; 4) Matthäus 25,40

(erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Mai 2012)
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