29. Januar 2013

Unrealistisch?

Von nst1

Wie können Christen an ein Leben nach dem Tod glauben?

Die Auferstehung von den Toten ist die Mitte des christlichen Glaubens; ohne sie wäre der Glaube hinfällig 1). Es entzieht sich jedoch unserer Erfahrung, wie Auferstehen geht; wir können dieses Geheimnis des Glaubens nicht begreifen. Doch wir können uns bemühen, in die zugesagte Wahrheit hineinzuwachsen, uns an ein Verstehen heranzutasten. Das erfährt Martha, die Schwester des Lazarus, den Jesus nach dem Johannesevangelium auferweckt. Sie bekennt Jesus ihren Glauben an die Auferstehung am Jüngsten Tag. Jesus korrigiert Marthas Verständnis mit dem Hinweis, dass ER die Auferstehung und das Leben ist 2).
Die Auferstehung von den Toten ist also kein Ereignis, das komplett auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben wäre. Und doch tun wir häufig so! Wir sind immer wieder in der Gefahr, aus dem Blick zu verlieren, dass wir bereits in der Taufe mit Christus begraben und zu neuem Leben auferweckt sind 3). Das ist kein inhaltsleerer Satz, sondern wirkt im Hier und Jetzt: So wie dem endgültigen physischen Tod viele kleine Tode vorausgehen, die wir täglich sterben, so gehen der Auferstehung am Ende der Zeiten viele Auferstehungen voraus – dann nämlich, wenn der Glaube an Gott uns über den Schmerz des Augenblicks hinaus- und in die Wirklichkeit des neuen, ewigen Lebens hineinschauen lässt.
Die Gemeinschaft mit Jesus Christus schenkt uns diese neue Perspektive. Sie wird lebendig gehalten in einer Gemeinschaft von Glaubenden, in der die wirkliche Gegenwart Jesu Christi 4) gelernt und gefeiert wird, in der man Leben teilt und Erfahrungen erzählt, einander hilft und tröstet. Vielleicht müssen unsere christlichen Gemeinden und Gemeinschaften neu lernen, den Blick nicht auf Gewohntes und irdische Routinen verengt zu halten, sondern lebendige Erzählgemeinschaft mit dem auferstandenen Jesus zu sein.
Udo Stenz

1) Vgl. 1 Korinther 15
2) Johannes 11,24-25
3) Vgl. Römer 6,4
4) Vgl. Matthäus 18,20

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Januar/Februar 2013)
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