29. Januar 2013

“Das find ich aber ungerecht, Mama!”

Von nst1

Müssen wir unsere Kinder genau gleich behandeln?

Unsere drei Jungs haben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, den sie vor allem den Brüdern gegenüber ins Spiel bringen. Da wird jeder Eisdielenbesuch zu einer Herausforderung, denn schon vor der Bestellung beäugen sie die Auswahl des anderen kritisch und beginnen zu feilschen, unabhängig davon, dass der Einzelne vielleicht gar kein größeres oder teureres Eis gewollt hätte. Das ständige Konkurrenzdenken und die Eifersüchteleien machen den Alltag  zuweilen anstrengend!
Natürlich wollen wir als Eltern gerecht sein. Wir meinen aber, nicht Gleichmacherei führt zu Gerechtigkeit, sondern wenn jedes Kind gemäß seinen Bedürfnissen, seinem Alter und seinen Fähigkeiten individuell behandelt wird. Während der 10-Jährige noch in der Kinderkarte sein Eis aussucht, darf  der 17-Jährige getrost die Kinderseite  überspringen.
Auch die Zeit, die wir mit dem Einzelnen verbringen, verteilen wir nach Bedarf und nicht nach der Uhr. Mit dem Eierwecker in der Hand von einem zum anderen rennen, würde keines der Kinder zufriedenstellen. Vielmehr versuchen wir ihnen klarzumachen, warum nun der Bruder mehr Zeit braucht. Dass gerecht sein heißt, ihren Bedürfnissen gerecht zu werden – und zwar dann, wenn es erforderlich ist – können Kinder durchaus verstehen.
Wichtig ist, als Eltern dabei eine große Gelassenheit zu bewahren und ohne Schuldgefühle auf das eigene „Bauchgefühl“ zu vertrauen. Denn ein ständiges Sich-Rechtfertigen zermürbt und verläuft in Endlos-Diskussionen.
Kinder machen so die erfüllende Erfahrung: Sie können sich darauf verlassen, dass sie bekommen, was sie brauchen. Hat nicht schon Jesus zu seinen „Kindern“ gesagt: „Macht euch keine Sorgen. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht“ 1)? Sie lernen: Wachsamkeit und Aufmerksamkeit gegenüber den Mitmenschen ist viel wichtiger als ein genau gleiches Aufteilen der Güter!
Petra Fuchs

1) Matthäus 6,31-32

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Januar/Februar 2013)
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