22. Januar 2018

Passiert

Von nst5

Aus dem Leben mit dem Wort 

Von meinem Chef erhielt ich vor meinem Urlaub die Anweisung, ihn im Krankheitsfall zu vertreten. Aufgaben, die mir fremd sind und die ich im Bedarfsfall tun muss, standen mir danach immer wieder vor Augen. Das ließ mich im Urlaub nur schlecht schlafen. Immer wieder versuchte ich, diese „Last“ an Gott abzugeben. Nach einigen Tagen saß ich mit meinem Mann in einer Fußgängerzone. Mein Blick schweifte zur nahe gelegenen Kirche und blieb an einer Fahne hängen, die vom Kirchturm herabhing. „Fürchtet euch nicht!“, stand dort in bunter Schrift. „Das ist es!“, sagte ich. An einem wunderschönen Tag durfte ich erleben, wie ich meine Sorgen durch diese Zusage Gottes an ihn abgeben konnte.
M.W.

Seit einigen Monaten bin ich in Ausbildung zur Krankenschwester. Längere Zeit musste ich täglich insgesamt vier Stunden An- und Abreise in Kauf nehmen. Ich fand einfach keine Wohnung. Bei einem Praktikum hatte ich eine Patientin kennengelernt, die meine missliche Lage mitbekommen hatte und mich an meinem letzten Praktikumstag um meine Handy-Nummer bat. Lange hörte ich nichts von ihr. Ich war kurz davor, alles aufzugeben. Da rief mich die ältere Frau an: Sie habe eine große Wohnung und wolle mir kostenlos ein Zimmer mit Bad zur Verfügung stellen. „Ich freue mich, wenn Sie hier einziehen und mir immer wieder ein wenig Gesellschaft leisten!“, sagte sie. Ich war ganz sprachlos und total glücklich! Nun kann ich in Ruhe meiner Ausbildung nachgehen. Ich bin Gott dankbar, dass er immer für mich sorgt, gerade dann, wenn’s schwer wird!
K.A.

Als Kaplan in einer kleinen Stadt gab es von den ersten Tagen an eine Spannung zwischen mir und dem Küster. Obwohl ich mich immer bemüht hatte, den ersten neuen Schritt zu wagen, blieb das so. Gestern Nachmittag hatte ich das Gefühl, ihn mit Worten verletzt zu haben und dachte: „Gott hat sich so klein gemacht, dass auch ich mich aus Liebe klein machen möchte!” Mein Motto an diesem Tag war: „Bau Brücken – keine Mauern“. So ging ich zu ihm nach Hause, um mich ehrlichen Herzens zu entschuldigen. Er war total überrascht, die Begegnung sehr befreiend für uns beide. Zu Hause ging ich noch in die Kirche. Ich spürte: Jesus ist die Brücke – zu mir und zwischen uns.
G.R.

In unserer Nachbarschaft wohnt ein älteres Ehepaar. Der Mann und unser Hund mögen sich überhaupt nicht! Das gibt oft Ärger. Über Nacht war Schnee gefallen. Ich begann, den Weg vor unserem Haus zu räumen. Im Ohr hatte ich den Impuls, den ich wie jeden Tag über eine App erhalten hatte: „Du bist dran – nicht verstecken!” Also habe ich bis vor die Haustür der Nachbarn geräumt. Plötzlich ging das Fenster auf und er, noch im Pyjama, rief: „Frau Nachbarin, das ist aber nett!“ – „Mach ich doch gerne! Ich streue auch noch ein wenig Salz, damit niemand fällt.“ – „Nein“, rief er zurück, „das mache ich schon; auch bei Ihnen.“ Er schloss das Fenster und öffnete es dann erneut: „Und noch ein schönes Wochenende!“
N.N.

Illustration: (c) elfgenpick.de / Pirmin Haslbeck

Ich hatte von einem jungen Syrer erfahren, der knapp die Abschlussprüfung in einem Sprachkurs verfehlt hatte. Er war todtraurig, rückte damit doch sein Pharmazie-Studium in weite Ferne. Seine Eltern und Geschwister waren in die Türkei geflohen. Er hatte sie schon 20 Monate nicht mehr gesehen. Niemand war da, der sein Leid teilte. Ich blieb lange. In seinem kleinen, spärlich eingerichteten Zimmer hingen zwei Passfotos – seine Eltern. Dann nahm er liebevoll ein beidseitig beschriebenes Blatt, das hinter den Fotos klemmte. „Den Brief habe ich vor drei Wochen von ihnen bekommen. Ich lese ihn jeden Tag!” Seine Augen füllten sich mit Tränen. In seiner Einsamkeit durfte ich ihm für einen Moment Bruder sein.
A.K.

Ein Mitbruder in unserem Kloster hatte Besuch. Ich kannte seine Nichte von früheren Familienfeiern, und als ich in den Speisesaal kam, merkte ich, dass ich mich entscheiden musste: Zeit haben für den Besuch des Mitbruders oder schnell an meinen Tisch gehen und mich nicht „einmischen“. Kurz fragte ich mich, was wohl die „größere Liebe“ sei. Da war klar: Ich verschob die Siesta, ließ den Mitbruder ausruhen und zeigte dem Gast unsere Kirche. Dann wollte der Gast noch weiter und so hatte ich doch noch ein wenig Zeit.
B.B.

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Januar/Februar 2018)
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