Nähe ermöglicht Leben
Ildima Nevelős-Forgács
Hin und wieder brauchen auch ausgewiesene Beziehungsmenschen Distanz.
Jahrgang 1976, zeigt und schafft sowohl im familiären und privaten als auch im beruflichen Umfeld viel Nähe. Sie ist ein Beziehungsmensch. Die Grundlage dafür sieht sie in der Nähe zu ihrem Schöpfer.
Mit meiner Familie lebe ich in Pilisborosjenő, einem lebendigen Dorf in der Nähe von Budapest. Ich arbeite in einer Redaktion eng mit 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen. Außerdem komme ich aus einer großen Familie und habe selbst vier Kinder. Es ist viel los um mich. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich Nähe gern erlebe.
Eine Zeitlang dachte ich, dass meine jungen erwachsenen Kinder mich nicht mehr so sehr brauchen. Da habe ich mich aber geirrt! Besonders spätabends wollen sie die großen Fragen des Lebens mit mir besprechen. Sie legen sich gelegentlich sogar neben uns ins Bett, als wollten sie die Nähe der Kindheit noch einmal erleben.
Mein Mann braucht regelmäßig Zeit für sich, um seine Batterien aufzuladen. Ich hatte Angst, dass auch ich in diesen Phasen zu viel für ihn wäre. Er hingegen hat mir versichert, dass er mit mir immer gerne Zeit verbringt und auch benötigt. Ehrlich gesagt, es macht mich bis heute froh, wenn ich das spüre. Nach vielen Jahren der Kindererziehung haben wir wieder mehr Zeit miteinander. Es bringt uns spürbar näher.
Ich habe acht Geschwister, von denen fast alle ihre eigene Familie haben und an ganz verschiedenen Orten leben. Logistisch ist es eine Herausforderung, in Kontakt zu bleiben. Damit niemand außen vor bleibt, haben wir eine Messenger-Gruppe, wo wir die wichtigsten Erlebnisse teilen; wir geben aber acht, uns regelmäßig auch persönlich zu treffen oder mindestens zu telefonieren.
Meine Kollegen brauchen mich oft nicht nur, weil ich ihre Arbeitsphasen koordiniere, sondern auch, wenn es zu Konflikten untereinander kommt oder es ihnen persönlich nicht gut geht. Da wir viel Zeit am Arbeitsplatz verbringen, ist es mir wichtig, in welcher Haltung wir zusammen sind. Kommunikation und Verständnis brauchen viel Zeit und Geduld, aber es bringt uns näher. So können wir gut zusammenarbeiten, auch wenn wir sehr unterschiedliche Persönlichkeiten sind.
Unser Dorf braucht Leute, die sich dafür einsetzen, eine gute Gemeinschaft zu bilden, weil das meiner Meinung nach einer der größten Werte unserer Zeit ist. Deswegen engagiere mich gerne für kulturelle und ökologische Programme.
Von meiner Kindheit an gilt es als selbstverständlich, im Notfall für den anderen da zu sein. Und Not sehe ich überall um mich, in meiner engsten und erweiterten Familie, unter Freunden und Bekannten, am Arbeitsplatz, … Sicher kann ich nicht immer helfen, aber ich kann versuchen, Nähe zu zeigen.
Manchmal bin ich müde oder verliere die Hoffnung. Dann brauche ich Distanz, um klarer zu sehen. Der Abstand verhilft mir zu einer neuen Perspektive auf mein Leben, auf das, was ich gerade brauche. Dann kann ich zurückkehren zu den Leuten und Dingen, die mir wichtig sind.
Ich benötige Nähe. Bedingungslose Nähe zu meinen Lieben, die regelmäßige Nähe zu meinen Freunden, das Miteinander in meinen Gemeinschaften. Nähe, um betrachten zu können, um zu berühren und berührt zu werden. Aber die Grundlage für all diese Beziehungen ist die harmonische Einheit mit meiner Seele und dadurch mit meinem Schöpfer. Ich muss achtgeben, dass ich mich nicht von ihm entferne. Denn ohne diese Nähe bin ich nicht ich selbst.
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Möchten Sie mehr von uns lesen? Dann können Sie hier das Magazin NEUE STADT abonnieren oder ein kostenloses Probe-Heft anfordern.
Der Artikel oben ist erschienen in der NEUEN STADT, Januar/Februar 2025.
(c) Alle Rechte bei Verlag Neue Stadt, München
Ihre Meinung interessiert uns: Schreiben Sie uns! Anschrift und E-Mail finden Sie unter Kontakt.