Das Geheimnis wahren
Streicheln, Umarmen, Händchenhalten
Wie gut eine Umarmung tun kann, hat wohl jede und jeder schon erlebt. Viele Studien belegen, dass körperliche Nähe positive Auswirkungen auf das körperliche und seelische Wohlbefinden hat. Forscherinnen und Forscher aus Bochum und Amsterdam wollten nun in einer Vergleichsstudie genauer herausfinden, unter welchen Umständen Menschen aus einer Berührung Nutzen ziehen. Besonders stark, so das Ergebnis, ist der Effekt von Berührungen auf die psychische Gesundheit. Sie wirken vor allem gegen Ängste, Depressionen und Schmerzen. Im Vergleich dazu sind die Auswirkungen auf das körperliche Wohlbefinden gering.
Interessant ist, dass Art und Dauer der Berührung keine große Rolle spielen: Massagen dauerten in der Regel zwischen 30 und 60 Minuten. Doch schon eine Umarmung von zehn bis 15 Sekunden reichte oft aus, dass die Testpersonen weniger gestresst waren, sich weniger ängstlich fühlten oder sich ihr Schmerzempfinden reduzierte. Außerdem spielte es keine große Rolle, ob die Testpersonen von ihrem Kind, ihrer Partnerin, einer Pflegekraft oder einer Masseurin berührt wurden. Die Effekte waren ähnlich. Wichtig für die positiven Auswirkungen war vor allem, dass die Personen nicht nur einmal, sondern regelmäßig berührt wurden.
Anders geht es manchmal Eltern: Wenn ihr Kind viel Nähe braucht, dann können Mütter und Väter das Gefühl bekommen, dass ständig „jemand an ihnen klebt“. Dann kann es passieren, dass sie keine weiteren Berührungen etwa vom Partner ertragen können. Hier spricht man vom Overtouched-Syndrom – übersetzt „überberührt“.
Gefühlte Nähe
Etwa die Hälfte der Menschen fühlt sich nicht nur den eigenen Landsleuten, sondern den Menschen auf der ganzen Welt nahe. Dies legt das Ergebnis einer Umfrage in 24 Ländern aus dem Frühjahr 2023 nahe. Am höchsten ist dieser Wert in Italien (79 Prozent), am niedrigsten in Indonesien (22 Prozent). Interessant wird es, wenn man dem die Antwort auf eine zweite Frage gegenüberstellt: „Sollte mein Land die Interessen anderer Länder berücksichtigen, auch wenn dies bedeutet, Kompromisse einzugehen?“ Hier ist die Zustimmung in Großbritannien mit 67 Prozent am höchsten und in Indonesien mit 26 Prozent am niedrigsten. Während die erste Frage auf die gefühlte Nähe abzielt, geht es bei der zweiten Frage um die tatsächliche Zusammenarbeit. In Deutschland antworten 52 beziehungsweise 65 Prozent zustimmend auf die beiden Fragen. Österreich und die Schweiz waren an der Befragung nicht beteiligt.
Der Nächste
Im Neuen Testament ist „der Nächste“ nicht ein allgemeiner Begriff, sondern eine konkrete Person. Die Nächsten, denen wir zu dienen haben, sind nicht Millionen, sondern jeweils immer die wenigen oder Einzelnen, die uns dauernd oder für einen bestimmten Dienst gegeben sind.
Ralf Luther
Nahferne
Sehr nah
kann auch sehr ferne sein,
denn Welt
ist oftmals nur ein Schein
und kann
die Nähe nicht ertragen.
So suche Dir
frei die Entfernung,
die Du selbst brauchst
zur Nahentkernung,
damit Du Neues
kannst erjagen.
Doch wisse:
Zu viel Fernbedürfnis
schafft Einsamkeit
und schafft Entfremdung,
weshalb auch Kluge
so versagen.
© Hans Hartmut Karg
2018
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Der Artikel oben ist erschienen in der NEUEN STADT, Januar/Februar 2025.
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