10. September 2009

Wie sollte ich zeigen, dass ich unentbehrlich bin?

Von nst_xy

Erfahrungsberichte

Die Wirtschaftskrise ist auch in der Firma, in der ich arbeite, immer wieder Thema. Bei einem Treffen der verantwortlichen Mitarbeiter informierte uns die Firmenleitung kürzlich über ihre Einsparpläne und die daraus resultierenden Zielvorgaben und Beurteilungsmaßstäbe. Hinterher waren alle angespannt und besorgt. Auch ich ertappte mich dabei, dass ich überlegte, wie ich zeigen konnte, dass ich für die Firma unentbehrlich bin.
Das „Wort des Lebens“ dieses Monats lautete jedoch „Es gibt viele Glieder und doch nur einen Leib“. Das war geradezu eine Herausforderung, nicht nur an mich und meinen Erfolg zu denken. Im Gegenteil: Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr faszinierte mich der Gedanke, dass wir die Arbeit unserer Arbeitsgruppe am Besten dadurch zur Geltung bringen konnten, dass wir die unterschiedlichen Talente der einzelnen immer mehr ins Spiel brachten. Schon am nächsten Tag bot sich die Gelegenheit.
Eine Mitarbeiterin fragte, ob sie mich bei einigen meiner Workshops begleiten und so nach und nach mehr Verantwortung übernehmen könne. Im ersten Augenblick empfand ich das als Angriff auf einen Arbeitsbereich, den ich bisher ganz allein beackert hatte. Doch dann beschloss ich, mit meinem Vorsatz ernst zu machen. So sagte ich zu und begann, ihr die Anforderungen und Hintergründe gut zu erklären. Schon nach kurzer Zeit merkten wir, dass uns im Gespräch, in das wir auch andere Mitarbeiter einbezogen, viele Ideen kamen, die für die weitere Entwicklung unserer Firma von großem Nutzen sind. Eine andere Gelegenheit ergab sich, als ich die Idee hatte, einen Flyer für unsere Kunden zu erstellen.
Zunächst dachte ich ganz selbstverständlich daran, das allein zu machen. Dann aber erinnerte ich mich, dass einer meiner Kollegen mit seinen grafischen Talenten das sicher viel besser hinbekommen würde, und beschloss, ihn in die Arbeit einzubeziehen. Es hat mich verblüfft, wie sehr alle sich auf dieses Arbeiten eingelassen haben, und wie sehr wir uns immer mehr ehrlich an den Fähigkeiten der anderen freuen. Es gibt sogar Augenblicke, da gehören nicht einmal mehr die Misserfolge einem allein. E.G.

Da tut man auch verrückte Dinge.
Es war eine sehr anstrengende Zeit. Ich hatte meinen Job gewechselt, und täglich prasselten neue Eindrücke auf mich ein. Wenn ich abends nach Hause kam, fühlte ich mich leer und ausgebrannt. Weil gerade Schlussverkauf war, ging ich auf dem Heimweg oft noch zum Bummeln. Eines Abends probierte ich einen viel zu teuren Badeanzug an. Er gefiel mir gut. Gleichzeitig hatte ich den Eindruck, als würde jemand sagen: „Der bleibt, wo er ist! Du brauchst keinen so teuren Badeanzug.“
Trotzdem kaufte ich ihn dann doch. Schon auf dem Heimweg machte sich eine große Traurigkeit in mir breit: Seit Jahren bemühte ich mich, mein Leben am Evangelium auszurichten. Ich wollte Gott den ersten Platz darin geben. Und nun hatte ich seine Stimme einfach ignoriert! Ich war enttäuscht von mir selbst: dass ich dem „Haben-Wollen“ nachgegeben hatte, und der Besitz des Badeanzugs auf einmal wichtiger war als alles andere. Irgendwie war die Beziehung zu Gott dadurch getrübt. Mir kam der Vergleich mit einer Liebesbeziehung: Wenn man über beide Ohren verliebt ist und sich nach einem Krach wieder versöhnt, möchte man mit Taten und Geschenken zeigen, wie sehr man den anderen liebt. Da stellt man oft ganz verrückte Dinge an!
Aber was? Den Badeanzug konnte ich nicht zurückgeben, weil er reduziert gewesen war. Mir fiel ein, dass meiner Schwester eine meiner Blusen sehr gut gefallen hatte. Kurzerhand öffnete ich meinen Kleiderschrank und nahm drei meiner absoluten Lieblingsblusen heraus, die ich nie im Leben hatte hergeben wollen. Jetzt brachte ich sie meiner Schwester: „Wenn dir die Blusen passen, schenke ich sie dir alle drei.“ Es war, als würde ich Jesus diese Blusen schenken. Wenn ich den Badeanzug jetzt trage, ist das immer auch eine Erinnerung daran, ihm den ersten Platz in meinem herzen zu geben.
P.Ö.

Das war ja gar nicht langweilig!

Nie wusste ich, worüber ich mit alten Menschen reden sollte. Sie haben doch völlig andere Interessen als ich oder meine Freunde. Im Sommer ging ich oft zu meiner Oma, weil zu ihrem Häuserblock auch ein Schwimmbad gehört. Oft lud ich auch meine Freunde dorthin ein. Meist ging ich dann nur ganz kurz bei meiner Oma vorbei, grüßte sie und machte mich schnell wieder aus dem Staub. Eines Tages dachte ich mir, dass es so nicht weitergehen konnte. Schließlich wollte ich lieben, wie Jesus es uns vorgelebt hat: Er hat immer versucht, mit allen eine Beziehung aufzubauen. So nahm ich mir vor, mich mehr zu bemühen.
Als ich dann wieder ins Schwimmbad gehen wollte, blieb ich erst einmal bei meiner Oma sitzen, statt gleich wieder weg zu laufen. Ich stellte ihr viele Fragen zu ihrem Leben. Überraschenderweise war das gar nicht langweilig für mich. Als wir uns nachher verabschiedeten, war das ganz anders als die anderen Male; und ich war irre froh.
N.S., Chile (16 J.)

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, September 2009)
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