15. März 2009

Weltbürgerlich offen

Von nst_xy

Kyrill I. ist das neue Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche.
Große Freude und hohe Erwartungen: so der Tenor der Reaktionen auf die Wahl von Metropolit Kyrill zum neuen Patriarchen von Moskau. Der 62-Jährige hatte seit 1989 das Außenamt des Moskauer Patriarchats geleitet und verfügt international und überkonfessionell über beste Kontakte. Er gilt als weltbürgerlich offener aber auch geistlich geprägter Bischof.
Das neue Oberhaupt der 140 Millionen russisch-orthodoxen Christen steht vor erheblichen Herausforderungen: Nachdem sein Vorgänger Alexeij II. die Kirche ins nachkommunistische Zeitalter geführt hat, muss Kyrill nun Standfestigkeit vor allem gegenüber der Einflussnahme durch den Staat beweisen. Zwar werde Kyrill nicht am guten Staat-Kirche-Verhältnis rütteln, so der Wiener Ostkirchenexperte Rudolf Prokschi. Er werde jedoch stärker auf die Klärung offener Fragen drängen, darunter die Einführung des Religionsunterrichts und die Rückerstattung von beschlagnahmtem Kirchenvermögen.
„In Fragen der Ökumene ist Patriarch Kyrill durchaus für Überraschungen gut”, so der Präsident der österreichischen Stiftung „Pro Oriente”, Johann Marte. Man könne davon ausgehen, dass Kyrill die bisherige „Politik der Entspannung” zwischen den Kirchen fortsetzte, da er die gesamte Christenheit im Blick habe.
Kenner der russischen Kirche warnen allerdings davor, die Ökumenefähigkeit des neuen Patriarchen nur an Dialogpapieren oder spektakulären Aktionen festzumachen. Es sei wichtig, den Patriarchen in aller Ruhe seine Arbeit machen zu lassen. Den richtigen Ton dafür dürfte Papst Benedikt XVI. getroffen haben. Kurz nach der Wahl von Kyrill ermahnte er die römisch-katholischen Bischöfe in Russland zu einer engeren Zusammenarbeit mit der orthodoxen Kirche und ihrem „reichen religiösen und kulturellen Erbe”. kna/swi

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, März 2009)
Ihre Meinung ist uns wichtig, schreiben Sie uns! Anschrift und Email finden Sie unter Kontakt.
© Alle Rechte bei Verlag Neue Stadt, München