10. Dezember 2009

Karaoke

Von nst_xy

Lagerfeuer und Klampfe sind out. Wer heute singt, singt Karaoke.

Karaoke kommt aus Japan. Kara heißt soviel wie „leer“ und Oke ist das Kurzwort für „Orchester“. Mit anderen Worten: Die Musik kommt vom Band, singen muss man selbst. Daisuke Inoue erfand Karaoke schon 1970 und ermöglichte somit Millionen von Menschen, sich ihren Traum zu verwirklichen: einmal ein Star zu sein; einmal auf der Bühne zu stehen und zu singen wie Frank Sinatra, Madonna oder Michael Jackson.
Seit Mitte der neunziger Jahre hat Karaoke auch in unseren Breitengraden Einzug gehalten – zuerst in Karaoke- Bars. 2004 brachte Sony Karaoke auch in die Wohnzimmer. Mit der Spielkonsole PlayStation und dem Karaoke-Spiel SingStar kann jeder zur Rockröhre oder zum Schnulzensänger werden, etwa mit den SingStar-Spielen „Schlager“, „Rock Ballads“ oder „ABBA“. Der Unterschied zum „normalen“ Karaoke besteht darin, dass auf dem Bildschirm auch die Tonhöhen und Längen in Form von Balken angezeigt werden. Die Spielkonsole erkennt, ob die Sänger oder die Sängerin die Tonhöhe trifft und bewertet somit die Performance. So ist es auch möglich, dass zwei Sänger oder Sängerinnen gegeneinander antreten. Ähnlich funktioniert das Karaoke-Spiel „Lips“ von Microsoft für die „Xbox360“. Im Gegensatz zur Konkurrenz bewertet „Lips“ nicht nur, ob man die Töne trifft, sondern auch, wie man mit dem bewegungsempfindlichen Mikrofon gestikuliert.
Wem der Platz im Wohnzimmer zu schade oder der Preis zu hoch ist, der kann auch einfach auf das Internet zugreifen, statt sich die Spielkonsolen zuzulegen. Hier gibt es mittlerweile verschiedene Plattformen für Hobbysänger und Möchtegern-Stars, etwa MSN-Karaoke. Dort kann man mit der Webcam einen Clip von der eigenen Performance aufnehmen, sich seine eigene Leistung anschauen und – wenn man will – auch in der Karaoke- Community von MSN veröffentlichen und bewerten lassen.
Außerdem gibt es regelmäßig Karaoke-Wettbewerbe, bei denen man entweder direkt gegen einen Mitbewerber antritt und dasselbe Lied singt oder gegen viele Mitbewerber in einer Kategorie antritt. Auch hier bewerten die anderen Sänger aus der Karaoke-Community den Auftritt.
Beim Karaoke geht es nicht in erster Linie um eine gute Gesangsleistung, sondern um den Spaß. Karaoke bringt selbst Leute ans Mikrofon, die sich sonst nicht trauen zu singen. Daisuke Inoue selbst hat seine Erfindung erst an seinem 59. Geburtstag ausprobiert – 28 Jahre nachdem die Karaoke-Maschine zunächst Japan und dann den Rest der Welt erobert hat. Mit seiner Erfindung hat der Japaner kaum Gewinn gemacht, weil er darauf kein Patent angemeldet hat. Als „einflussreichster Asiat des Jahrhunderts“ hat Daisuke Inoue allerdings 2004 den Ig-Nobelpreis bekommen, der jedes Jahr an der Harvard Universität verliehen wird, für Erfindungen, die „Menschen erst zum Lachen und dann zum Nachdenken bringen.“
Meike Münz

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Dezember 2009)
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