10. Dezember 2009

Wort des Lebens – Dezember 2009

Von nst_xy

„So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Matthäus 5,16)

Das Licht hat Taten zur Folge. Es erstrahlt in den guten Werken der Christen.
Man kann einwenden, dass das Gute in der Welt nicht allein auf die Christen zurückgeht. Auch andere setzen sich für Fortschritt und Gerechtigkeit ein.
Das ist richtig. Christen handeln jedoch aus einem Geist heraus, der über die „guten Werke“ hinausweist. Dieser Geist bewirkt, dass nicht mehr sie selbst leben, sondern Christus in ihnen.
Der Evangelist meint mit „guten Werken“ nicht nur einzelne gute Taten, wie Gefangene zu besuchen, Bedürftige zu bekleiden oder andere – zeitgemäße – Werke der Barmherzigkeit. Ihm geht es darum, dass die Christen ganz dem Willen Gottes folgen und ihr gesamtes Leben ein einziges gutes Werk wird.
Christen, die so handeln, werden „durchlässig“ für Gott. Das Lob, das ihnen für ihr Tun zuteil wird, geht dann nicht an sie selbst, sondern an Christus, – und Gott wird durch sie in der Welt gegenwärtig. Darin besteht die eigentliche Aufgabe der Christen: das Licht, das in ihnen ist, durchscheinen zu lassen, Zeichen der Gegenwart Gottes unter den Menschen zu sein.

„So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“

Wenn dies das Handeln der einzelnen Gläubigen kennzeichnet, dann gilt das genauso für die christliche Gemeinschaft mitten in der Welt: durch ihr Leben die Gegenwart Gottes sichtbar zu machen. Sie wird dort erfahrbar, wo zwei oder drei im Namen Jesu vereint sind. Gott hat der Kirche diese seine Gegenwart bis ans Ende der Zeiten zugesagt.
In der Urkirche kam diesem Wort Jesu große Bedeutung zu. In schwierigen Zeiten, wenn Christen verleumdet wurden, ermahnte die Kirche sie, nicht mit Gewalt zu reagieren, sondern durch ihr Verhalten das Böse zu widerlegen, das man gegen sie vorbrachte.
Im zweiten Kapitel des Titusbriefes heißt es: „Ebenso ermahne ich die jüngeren Männer, in allen Dingen besonnen zu sein. Gib selbst ein Beispiel durch gute Werke. Lehre die Wahrheit unverfälscht und mit Würde, mit gesunden, unanfechtbaren Worten; so wird der Gegner beschämt und kann nichts Schlechtes über uns sagen.“1)

„So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“

Auch heute ist das gelebte Evangelium ein Licht, das die Menschen zu Gott führt.
Dazu eine kleine Begebenheit. Antonietta stammt aus Sardinien, lebt aber in Frankreich. Ihre Kollegen sind nicht gerade motiviert bei der Arbeit. Im Büro als Christin zu leben bedeutet für sie, ihren Kolleginnen und Kollegen wo immer möglich zu helfen, in allen Christus zu dienen und dabei freundlich und ausgeglichen zu bleiben. Die anderen reagieren oft gereizt oder machen sich über sie lustig: „Dir macht das Arbeiten ja Spaß. Da kannst du meine Arbeit auch gleich erledigen!“ Antonietta nimmt es den Leuten nicht übel; wahrscheinlich, so denkt sie, hat jeder von ihnen Probleme genug.
Als die Kollegen einmal nicht da sind, kommt der Abteilungsleiter zu ihr: „Sagen Sie mir doch einmal, weshalb Sie nie die Geduld verlieren und immer freundlich sind!“ Antonietta wehrt ab: „Ich versuche, ruhig zu bleiben und die Dinge positiv zu sehen.“ Doch der Chef ist mit dieser Antwort nicht zufrieden: „Das kann nicht der einzige Grund sein! Das muss etwas mit Gott zu tun haben. Anders kann ich mir das nicht erklären. Dabei habe ich bisher nicht an Gott geglaubt!“
Einige Tage darauf wird Antonietta in die Direktion gerufen, wo man ihr die Versetzung in eine andere Abteilung mitteilt, damit sie auch dort das Arbeitsklima verändere.

„So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“

Chiara Lubich

Erstmals veröffentlicht in: NEUE STADT, August 1979

1) Titusbrief 2,6-8

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Dezember 2009)
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