10. März 2010

Erfahrungen

Von nst_xy

 Ich hatte Angst

Vor einiger Zeit ging es meiner Mutter immer schlechter. Obwohl sie sonst immer so voller Energie war, wurde sie immer schwächer. Zunächst habe ich es gar nicht bemerkt. Ich war wie immer nach der Schule mit Freunden unterwegs oder auf meinem Zimmer. Erst nach und nach habe ich verstanden, dass die Sache ernst war, und meine Eltern sich große Sorgen machten.Obwohl ich mich ziemlich hilflos fühlte, habe ich mehr Zeit mit meiner Mutter verbracht. So habe ich immer schneller bemerkt, wann sie müde wurde und ihre Ruhe brauchte. Dann habe ich ihr Arbeiten abgenommen und mich um meinen kleinen Bruder gekümmert. Oft wäre mir mehr danach gewesen, mich in mein Zimmer zurückzuziehen. Aber jemand hatte mir einmal erzählt, dass auch Jesus manchmal allein sein wollte, und dann doch bei der Menschenmenge geblieben war. Für mich waren das die vielen Leute, die meine Mutter besuchten. Also habe ich sie begrüßt, ihnen etwas zu trinken angeboten oder mich für das interessiert, was sie erzählten. Dann musste meine Mutter operiert werden. Am Tag der Operation hat mein Vater meine Mutter ins Krankenhaus begleitet; mein Bruder und ich sind bei Verwandten geblieben. Den ganzen Tag hatte ich Angst um meine Mutter; ob die Operation wohl gut gehen würde? Aber ich wollte meinem Bruder keine Angst machen und so habe ich versucht, mich besonders gut um ihn zu kümmern, ihn abzulenken, mit ihm zu spielen. Doch als er nachmittags auf den Spielplatz wollte, wollte ich ablehnen und zuhause warten. Aber dann dachte ich, dass ich gerade das für Gott tun und so für die Mutter leben konnte. Spät am Abend kam die Nachricht, dass die Operation gut gegangen war, und inzwischen geht es meiner Mutter wieder viel besser. Die Zeit ihrer Krankheit hat mir gezeigt, dass die Liebe stark macht.

 B.N. (15)

Wir finden den Staubsauger!

Zufällig bekam ich vor kurzem mit, dass in einer mir flüchtig bekannten Familie der Staubsauger kaputt gegangen war. Außerdem erfuhr ich, dass die Arbeitsstelle des Mannes gefährdet war; die Familie hatte kaum Rücklagen für ihre fünfköpfige Familie und sparte deshalb an allen Ecken. Eine Neuanschaffung kam im Moment nicht in Frage. Weil ich sowieso für eine Woche wegfuhr, brachte ich ihnen kurz entschlossen meinen Staubsauger vorbei. Die Frau war völlig überrascht, vor allem als ich ihr spontan sagte, dass wir sicher einen Staubsauger für sie finden würden. Auf dem Heimweg dachte ich über meine spontane Reaktion nach. Eigentlich passte das so gar nicht zu mir. Und wo sollte ich den Staubsauger jetzt hernehmen? Ich hatte ja gar keine Zeit, mich darum zu kümmern. Da ich aber auch nicht einfach tatenlos bleiben konnte, überwand ich eine gewisse Scheu und schrieb noch schnell vor meiner Abreise eine Mail an einige aus unserer Gruppe vom „Wort des Lebens“. Als ich nach einer Woche zurückkam, hatte mir jemand auf den Anrufbeantworter gesprochen, dass er einen zweiten Staubsauger hätte. Auch bei meinen Mails fand ich einige Rückmeldungen: Eine Freundin bot an, sie könne einen Bekannten bitten, sich den Staubsauger einmal anzuschauen; eine ältere Dame schrieb, sie könnte konkret nicht helfen, würde aber beten; eine andere bot ebenfalls einen Staubsauger an, der nicht mehr ganz neu, aber noch funktionstüchtig war. Ich war sprachlos und dachte mir: Gott ist an Großzügigkeit wirklich nicht zu überbieten. Jetzt konnte die Familie sogar auswählen.

M.C.

Das Stressgefühl ließ nach.

Als ich den Kommentar zum „Wort des Lebens“ im Dezember das erste Mal las, hieß es da: „So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, …“ Und ich fragte mich sofort, ob ich wohl in meiner Umgebung, speziell in der Arbeit, als „Licht“ wahrgenommen werde. Vor allem in Bezug auf das vergangene Jahr hatte ich da so meine Zweifel. Durch eine hohe – oft zu hohe – Arbeitsbelastung war ich nicht immer aufmerksam gegenüber meinen Arbeitskollegen gewesen. Außerdem laufe ich auch Gefahr, als unzuverlässig zu gelten, da ich die geforderten Aufgaben nicht immer termingerecht erledigen konnte. Ich nahm mir vor, im Dezember speziell in den Begegnungen mit meinen Kollegen „Licht“ zu sein: Ich wollte mir Zeit nehmen ihnen zuzuhören, versuchte, sie und ihre Anliegen ernst zu nehmen und gegebenenfalls ihr Leid zu teilen. So stellte ich auch Arbeitsaufgaben – soweit es möglich war – in dieser Zeit zurück. Außerdem übernahm ich nur jene neuen Aufgaben, die ich in der geforderten Zeit auch wirklich erledigen konnte. Andernfalls lehnte ich Anfragen ab.Schon nach kurzer Zeit spürte ich, wie die Gespräche tiefer wurden, und auch das Stressgefühl ließ langsam nach. Für das Jahr 2010 nehme ich mir vor, diese Ansätze noch intensiver zu leben. 

T.H.

 (Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, März 2010)
Ihre Meinung ist uns wichtig, schreiben Sie uns! Anschrift und Email finden Sie unter Kontakt.
© Alle Rechte bei Verlag Neue Stadt, München