28. November 2011

Unterschiedliche Kinder: von glaubwürdig bis gedankenlos

Von nst_xy

Wenn ja, dann ja – wenn nein, dann nein.

Kannst du bitte die Spülmaschine ausräumen?” – „Klar. Ich mache nur erst noch die Hausaufgaben.” Na gut, denke ich, das ist auch wichtig; dann wird unser Kind die Bitte danach erfüllen. Aber ein paar Stunden später ist nichts weggeräumt und unser Kind beim Fußballtraining. Abends sagt es: „Ach ja, habe ich glatt vergessen.” So ähnlich passiert es immer wieder, und ich ärgere mich, auf das Wort unseres Kindes vertraut zu haben.

Ein anderes unserer Kinder reagiert auf meine Bitte schon mal mit einem klaren „Nein, ich habe jetzt keine Zeit!”, was mich zunächst noch mehr erbost. Später entdecke ich häufig, dass der erbetene Dienst dann doch erledigt wurde. Diese Überraschungen versöhnen mich wieder.

Beide Kinder fordern mich auf ihre Art heraus: Ein deutliches „Nein” fordert von mir eine Akzeptanz des Kindes auf Augenhöhe und einen Vertrauensvorschuss, dass es mich nicht provozieren will (was auch vorkommt). Da kann es nützen, auf meine Gereiztheit zu verzichten und später erneut zu bitten.

Die hilfsbereite Art des anderen Kindes fühlt sich erstmal gut an und stimmt zuversichtlich. Dass die Aufgaben dann doch unerledigt bleiben, enttäuscht. Zweifeln wir aber seine Bereitschaft, Dinge zu erledigen, schon im Vorfeld an, wächst gegenseitiges Misstrauen. Dem Kind sollte klar werden: Ich muss tun, was ich sage. Sonst wird es unglaubwürdig. Daher ist es wichtig, deutliche Ansagen zu machen, was zu erledigen ist, und dafür zu sorgen, dass es die Aufgabe zu Ende führt: Indem ich ihm drohe, eine Belohnung anbiete oder an seine Vernunft appelliere.

Wir werden einen Weg finden, unserem Kind zu helfen, seine guten Vorsätze auszuführen. So lernt es, dass Ehrlichkeit mit sich und anderen Konsequenzen hat und nicht in Beliebigkeit im Handeln ausarten darf. Ihm wird es Halt im Leben geben, seine Gedankenlosigkeit im Antworten abzulegen und für sich und sein Wort einzustehen.
Rita Meyer

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, November 2011)
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