27. November 2011

Zur Papstreise – Von der Mitte her

Von nst_xy

Günther Rattey und Walter Pollmer gehören als ledige Brüder zur „Bruderschaft vom Kreuz” und sind seit Jahrzehnten im Ökumenischen Lebenszentrum Ottmaring zu Hause. So haben sie den ökumenischen Aspekt der Reise erlebt:

Bruder Günther: Ich habe eine deut­liche Unterstreichung der geistli­chen Ökumene bemerkt. Dass der Papst nach Erfurt wollte und Lu­ther so in seiner Ausrichtung auf Christus bestätigte, bedeutet doch bereits: den Glauben miteinander teilen und gemeinsam auf dem Weg sein.

Wenn er dann ein Gastgeschenk mitbringen sollte, ist das eine Art kirchenpolitischer Erwartung. Da finde ich mich mehr in Landesbi­schof Friedrichs Äußerung wieder: Es sei eine „grundlegende ökume­nische Haltung, den anderen so zu akzeptieren wie er ist.” Das meint: akzeptieren, dass der andere das vertritt, was er wirklich in sich trägt und nicht das, was die mediale Öf­fentlichkeit von ihm fordert. So gesehen war es ein starker Impuls für die „Ökumene des Lebens” im Glauben und eine gewisse irritie­rende Korrektur dessen, wie seit langem ökumenische Fortschritte von betroffenen und engagierten Christen angemahnt werden.

Mich hat auch seine Souveränität erstaunt: Er kommt von der Mitte, von der Verbundenheit mit Christus – und hat sich nicht von dem öffent­lichen Meinungsdruck bestimmen lassen. Gegenüber den evangeli­schen Kirchen zeigte er sich weniger als Stratege der Ökumene, sondern viel stärker als persönlicher Zeuge des gemeinsamen Glaubens.

Bruder Walter: Seine geistlichen Aussagen sind eine Bestätigung und Ermutigung, die Einheit vom Glauben her zu leben. Auch der Papst ist in erster Linie ein glaubender Christ und nicht zuerst Theologe.

Überrascht hat mich seine klare Aussage zum Gastgeschenk: Die evangelischen Vertreter selbst hatten vorher nie davon gespro­chen; nur von einem Impuls, einer Ermutigung. Deshalb hat er da etwas zurückgewiesen, was sie so nicht geäußert hatten. Das war schmerzlich.

Was der Papst auf der Reise gesagt hat, war er ganz persön­lich, in seiner Glaubenshaltung, seiner Theologie, seinen Schwer­punkten, in dem, was er heute für notwendig hält. Und es waren sehr gute, wichtige Aussagen, an denen wir noch zu arbeiten haben – in den Kirchen und in der Gesell­schaft.

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, November 2011)
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