Miteinander für Europa – Sr. Anna-Maria aus der Wiesche
Bilanz, Bewertungen, Blick nach vorn
Drei der Träger der Initiative „Miteinander für Europa“ erzählen ihre persönlichen Eindrücke vom 12. Mai. Wir haben sie um eine Beurteilung gebeten und gefragt, wie das Engagement der christlichen Gemeinschaften für Europa künftig aussehen kann.
Sr. Anna-Maria aus der Wiesche, Priorin der evangelischen Communität Christusbruderschaft Selbitz
Was ist besonders gelungen?
aus der Wiesche: Ich halte die Vernetzung zwischen Brüssel und den Städten für geglückt. Aus Rückmeldungen weiß ich, dass es trotz der Unterschiedlichkeit eine große Gemeinschaft gab: zwischen Konfessionen, Nationalitäten. Da war eine Verwurzelung vor Ort, zugleich aber auch ein weiter Blick, dass wir alle zusammengehören.
Berührt hat mich auch, dass alle vier Hauptredner die gleiche Grundaussage hatten: dass wir in Europa nur miteinander leben können, wenn wir lernen, die Unterschiedlichkeit des anderen anzunehmen, aufzunehmen und uns einander zu schenken; nur so kommen wir zur Einheit. Das wurde von politischer wie von geistlicher Seite mit großem Ernst vorgetragen. Und das ist die Botschaft, die Europa braucht!
Hat Ihnen etwas gefehlt?
aus der Wiesche: Wir hatten Brüssel, Hauptsitz der Europäischen Union, gewählt, weil wir gerade die Politiker erreichen wollten. Es haben nur wenige der eingeladenen Politiker teilgenommen. Sie hatten keine Zeit zu kommen. Die Anforderungen an die Politiker sind sehr hoch. Sie stehen unter einem enormen Arbeitsdruck. Brüssel hat gezeigt, dass unsere Beziehungen in die Politik noch nicht genug ausgebaut sind. – Jedoch die Politiker, die da waren, haben uns großes Wohlwollen und große Dankbarkeit entgegengebracht.
Wie kann es jetzt weitergehen?
aus der Wiesche: Das wollen wir mit dem Leitungsteam und dem Trägerkreis erst im November in München im gegenseitigen Hören entscheiden. Wir versuchen immer, tastend zu erkennen, welcher Impuls vom Heiligen Geist kommt, wie wir weitergehen sollen. Also nicht: Wir MACHEN ´was, sondern: Was erkennen wir als Führung, als Hinweis Gottes.
Ich persönlich meine, dass wir das Thema nun in die Konkretion bringen müssen. Hier brauchen wir einander, wir können uns gegenseitig anregen: In Leipzig waren Koreaner und Afrikaner beim Treffen Miteinander für Europa, weil einige Gemeinschaften dort Beziehungen zu Auslandsgemeinden haben. Andere könnten das in ihren Städten aufnehmen und Kontakt zu Christen aus anderen Ländern aufbauen, die als Migranten zu uns gekommen sind. Das kann ein Impuls sein.
In Breslau, aber auch in Belgien, ist deutlich geworden, welche Verwundungen noch aus der Zeit des Dritten Reiches vorhanden sind. Es ist noch viel Versöhnungsarbeit nötig. Auch darin sollen wir weiter aufeinander zugehen. Weil Christus die Gegensätze am Kreuz versöhnt hat, können wir Verwundetes und Widersprüchliches ins versöhnende Gespräch bringen.
(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Juni 2012)
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