Wie gestalten wir die Ferien?

Mitbestimmen will gelernt sein

Üblicherweise verbringen wir unsere Pfingstferien als Familienfreizeit mit der Fokolar-Bewegung; zuletzt in Kärnten. Dieses Jahr hatten wir vor, kein Ziel vorzugeben, sondern unsere  Kinder (16, 13 und 9 Jahre) bei der Frage, wie wir den Urlaub verbringen wollen, mit überlegen und vor allem mitbestimmen zu lassen. Zu unserer großen Bestürzung kamen Vorschläge wie „Safari in Afrika“ und „Disneyland in Paris“. Wir wussten zunächst nicht, wie wir damit umgehen sollten: Einerseits wollten wir die Entscheidung der Kinder respektieren, andererseits kamen diese Ziele für uns nicht in Frage. Wir mussten also eine andere Lösung finden. Uns wurde klar: Mitbestimmung muss gelernt sein, und zwar von beiden Seiten.
Zuerst galt es, einen gewissen Rahmen zu stecken, in dem sich unsere Ideensammlung bewegen kann, um die jüngeren Kinder nicht zu überfordern. So wollten wir eine Grundlage schaffen, wo sie ihre Ideen einbringen können ohne die Angst, dass diese sofort zunichtegemacht werden. Grundsätzlich gilt: Alle Familienmitglieder sind gleichwertig; wir bemühen uns um eine respektvolle Haltung im Umgang miteinander; Konflikte, die fast unweigerlich entstehen, dürfen nicht in einen Machtkampf ausarten.
Kinder lernen so nicht nur wichtige Kommunikationsregeln, sondern bekommen auch das Gefühl, mit ihrer Meinung und Entscheidung ernst genommen und als vollwertiges Familienmitglied akzeptiert zu werden. Unser ältester Sohn lernt Rücksicht zu nehmen, die Verantwortung für seine Entscheidungen zu tragen und die sich daraus ergebenden Konsequenzen zu erkennen.
Wir Eltern mussten nach der ersten Erkenntnis zurückrudern und haben offen darüber gesprochen, was möglich ist und was nicht. Als Familie haben wir dann die Erfahrung gemacht, dass der Weg das Ziel ist – und letztendlich wunderschöne Pfingstferien mit anderen Familien in Kärnten verbracht.
Petra Fuchs

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Juli /August 2012)
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