13. September 2013

Geocaching – Schnitzeljagd mit Smartphone

Von nst1

Das muss es sein! Da sind die Kirche und auch der beschriebene Bücherschrank. Schnell noch mal die Koordinaten mit dem Smartphone gecheckt. Tatsächlich, Ziel erreicht! Nur wenige Meter trennen mich vom „Schatz“. Aber mit so vielen Leuten kann ich nicht unbeobachtet herankommen. Also robbe ich mich auffällig unauffällig an den Bücherschrank, nehme ein Buch und blättere darin, während mein Gehirn auf Hochtouren arbeitet: Im Schrank kann es nicht sein, da ist die Gefahr zu groß, dass es ein unbefugter „Muggel“ findet. Vielleicht obendrauf? Da gibt es einen Absatz. Jetzt schaut grad keiner, ein schneller Griff – ins Leere. Aus den Augenwinkeln sehe ich zwei junge Leute in eine als Buch getarnte Kladde schreiben. Da sind tatsächlich andere Cacher unterwegs! Ein kleiner Plausch, dann in der Kladde vermerkt, dass wir da waren, und alles wieder ungesehen zurückgelegt. Zuletzt noch über Smartphone auf geocaching.com einen Kommentar schreiben, den Cache als gefunden vermerken und auf zum nächsten.
Geocaching ist eine moderne Schnitzeljagd. Jemand versteckt einen „Schatz“, in der Regel ein kleiner Behälter mit einem Logbuch und eventuell kleinen Gegenständen zum Tauschen, die andere mit genannten geographischen Koordinaten suchen. Dabei entdeckt man Orte, Aussichten und Ansichten, die man sonst nicht ohne Weiteres sehen würde. Im letzten Urlaub sind wir so auf einen alten jüdischen Friedhof aufmerksam geworden – ohne Cachesuche wären wir nie dorthin gekommen, da er nicht mehr ausgeschildert war; in der Sprache der Cacher ein „Lost Place“, ein verlorener Platz. Ebenso wäre uns der Bücherschrank mit der offenen Ausleihe entgangen. Auch Sehenswürdigkeiten oder Naturschauspiele kann man finden. Ist man einmal angesteckt, ist der Weg vom einfachen „Hin und Mit“ über „Multis“ bis hin zu „Mystery“ nicht mehr weit.
Auf jeden Fall ist Geocaching ein familientaugliches Hobby. Mit Kindern loszuziehen, macht einfach Spaß. Ihre Begeisterungsfähigkeit steckt an und auch Ältere lassen sich mitreißen. Die eigene Umgebung oder im Urlaub die fremde zu erkunden, wird mit diesem Hobby leicht gemacht.
Wer ein Smartphone besitzt, kann sich die entsprechenden Apps (gratis bis ca. 8 Euro) herunterladen, und schon kann es losgehen. Weitere Informationen gibt es auf der offiziellen Seite geocaching.com, die in mehreren Sprachen aufgerufen werden kann. Unter dem Stichwort Grundlagen findet man alles, was man über Geocaching wissen sollte. Auch die Seiten geocaching.de und opencaching.de sind sehr interessant.
Wer lieber etwas in der Hand haben möchte, dem könnte das Buch „Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers: Mit Geocaching zurück zur Natur“ von Bernhard Hoëcker, Rowohlt Verlag, (ca. 13 Euro) weiterhelfen.
Dagmar Hamm

Geocaching-Begriffe

  • Cache: Versteck, geheimes Lager
  • Hin und Mit: Einfacher Cache, bei dem direkt das Versteck angegeben ist.
  • Muggel: Nicht-Geocacher, also nicht eingeweihte Person, die nichts über den versteckten Cache weiß.
  • Multi-Cache: Man muss verschiedene Stationen anlaufen und erhält Hinweise – erst alle zusammen ergeben die nächsten Koordinaten.
  • Mystery-Cache: Es beginnt mit einem Rätsel – die Lösung ergibt Hinweise auf die Koordinaten, mit denen die Suche beginnt – als einfaches oder Multi-Cache.

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, September 2013)
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