17. November 2014

Aus der Mitte

Von nst1

Inwiefern teilt sich Gott über die Stimme kirchlicher Autoritäten mit, inwiefern durch demokratische Prozesse?

Wer hat wem was zu sagen? Diese Frage stellt sich mehr oder weniger ausdrücklich in jeder Gemeinschaft. Jesus trifft hierzu für jene, die zu ihm gehören, eine klare Aussage, indem er seine Jünger aussendet und ihnen zusichert: „Wer euch hört, der hört mich.“ 1) Damit überträgt er Menschen die Autorität, sein göttliches Wort verbindlich zur Sprache zu bringen.

Es geht dabei allerdings nicht um eine bloße Kommandogewalt. Die Gemeinschaft der Glaubenden muss wesentlich anders sein und darf nicht weltliche Herrschaftsverhältnisse abbilden. In ihr ist Jesus vom Himmel her beständig als der Herr gegenwärtig, sofern sie sich seiner Zusage verpflichtet weiß, die für das gesamte Leben der Kirche wesentlich ist: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ 2)

Es gilt also, in der Gemeinschaft zuerst ihn zu suchen statt die eigene Verwirklichung, sich für ihn zu entscheiden, anstatt bedingungslos im Eigenen zu verharren, sich ihm hinzugeben, anstatt etwas an sich zu reißen. Wenn so Jesus in der Mitte gehalten wird, lässt er sich hören – manchmal überraschend und nicht mehrheitsfähig im demokratischen Sinn, wie ja auch Jesu Aussagen nicht immer mehrheitsfähig waren und viele ihn deshalb verließen.

In Jesu Namen zu sprechen, setzt also die authentische Gemeinschaft voraus, in der er gegenwärtig ist. Diese Gemeinschaft kann verschiedene Formen annehmen; sie ist auch dort realisiert, wo jemandem – wie damals bei Jesus und seinen Jüngern – in besonderer Weise der Dienst der Leitung und Verkündigung anvertraut wird, weil er oder sie sich ganz Gott hingibt und sich ihm weiht. Ihm oder ihr obliegt es, die Anvertrauten in die eigene innige Beziehung zum Herrn mit hineinzunehmen. Dann kann, wer hinhört, auch wirklich zuinnerst daran glauben, Jesus zu hören.
Udo Stenz

1) Lukas, 10,16
2) Matthäus 18,20

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, November 2014)
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