11. Dezember 2015

Licht an für Menschlichkeit

Von nst1

Mit einer Kerze im Fenster ein Zeichen setzen für respektvollen Umgang

Jeden Sonntagabend eine brennende Kerze ins Fenster stellen und so ein sichtbares Zeichen für einen menschlichen, gewaltfreien und fairen Umgang miteinander setzen. Dazu haben die beiden großen Kirchen in Sachsen Ende Oktober aufgerufen. „Licht an für Menschlichkeit“ heißt die gemeinsame Initiative. Die Kerze steht dabei symbolisch für Licht und Wärme, Offenheit und Anteilnahme – für eine Botschaft mit Ausstrahlungskraft.
Angesichts der rechtspopulistischen Pegida-Demonstrationen soll so ein wichtiges und notwendiges Signal für einen menschenwürdigen Umgang mit Flüchtlingen und generell mit allen Mitmenschen gesetzt werden, unterstrich der evangelische Landesbischof Carsten Rentzing bei der Vorstellung der Aktion. Weil sich die gesellschaftliche Stimmungslage im Zusammenhang mit der Flüchtlingspolitik immer weiter aufheize, brauche es eine positive Botschaft. Und der Diözesanadministrator des katholischen Bistums Dresden-Meißen, Andreas Kutschke, unterstrich: „Es ist wichtig, dass dieses Zeichen gerade von Dresden ausgeht.“ Er erhoffe sich, dass mit der Aktion eine breite gesellschaftliche Debatte darüber in Gang komme, „was eigentlich Menschlichkeit ganz konkret bedeutet“.
Fast jeden Montag finden in Dresden seit dem 20. Oktober 2014 Demonstrationen der Initiative PEGIDA (kurz für: „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“) statt. Anlässlich des ersten Jahrestags nahmen Schätzungen zufolge bis zu 12 000 Menschen an der Kundgebung teil.
„Der Ton in unserem Land“ – so die Homepage der kirchlichen Initiative dazu – „wird zunehmend rauer: In Gesprächen, Bürgerversammlungen, bei Demonstrationen und in den sozialen Netzwerken fallen menschenverachtende Worte. Sie richten sich nicht nur gegen Flüchtlinge, sondern auch gegen Menschen mit anderen Meinungen, Politiker und Journalisten. An manchen Orten ist der Hass bereits in Bedrohung und Gewalt umgeschlagen. Deshalb: Licht an für Menschlichkeit!“ Postkarten, Anstecker und Aufkleber mit dem Logo der Initiative werden in Kirchen, Cafés und an anderen öffentlichen Orten verteilt. Auf der Webseite www.lichtanfuermenschlichkeit.de gibt es weitere Infos und Bestelladressen.
Auch in den sozialen Netzwerken ist „Licht an für Menschlichkeit“ vertreten. Dort begrüßen viele Nutzer die Aktion und verzeichnete auf Facebook schon nach einer Woche 1000 Likes. Häufig merken die Nutzer jedoch auch kritisch an, dass das gemeinsame Zeichen der Kirchen nach einem Jahr Pegida-Demonstrationen sehr spät komme.
Gabi Ballweg

www.lichtanfuermenschlichkeit.de

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Dezember 2015)
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