21. April 2016

Ich gab ihm von meinem Brot.

Von nst1

Erfahrungsberichte: Leben nach dem Wort Gottes 

Ich gab ihm von meinem Brot.

Seit einigen Monaten bin ich zu einem Auslandssemester in Frankreich. In der Stadt, in der ich lebe, gibt es viele Wohnungslose und Nicht-Sesshafte. Viele von ihnen halten sich vor den großen Supermärkten auf, in der Hoffnung, etwas von den Einkäufen abzubekommen.
Auf meinen täglichen Wegen durch die Stadt komme ich inzwischen häufig an einem älteren Mann vorbei, den sein Alkoholkonsum schon sehr gezeichnet hat. Er wirkt oft total abwesend und verbreitet einen sehr schlechten Geruch um sich. Mir kam schon einige Male die Idee, ihm eine Dusche bei mir anzubieten. Doch als junge Frau spüre ich, dass da eine Grenze ist, die ich nicht überspringen kann. So versuche ich jedes Mal, wenn ich ihm begegne, ihn bewusst anzuschauen und ihm ein Lächeln zu schenken. Da ich ihm kein Geld geben mag, habe ich zudem begonnen, ihm immer etwas von meinem Brot und meinen Früchten abzugeben. So teile ich ein wenig von meinem Leben mit ihm – und in meinen Gebeten hat er auch einen festen Platz.
R.L.

Ein Zeichen vom Himmel

Bei einem Arztbesuch hörte ich zufällig, wie eine junge Frau, die im vierten Monat schwanger war, zur Sprechstundenhilfe sagte, dass sie das Kind nicht behalten könne, aus wirtschaftlichen Gründen. „Gott wird das berücksichtigen“, sagte sie zum Schluss.
Ich spürte, dass ich das nicht überhören durfte, und habe dann einige meiner Freunde über die Situation informiert. Wir haben unter uns Geld gesammelt. Damit ging ich zur Sprechstundenhilfe und bat sie, der Frau das Geld zu geben, ohne zu sagen, von wem es ist.
Die Zeit verstrich. Oft habe ich die junge Frau und ihre Entscheidung im Gebet Gott anvertraut. Weil wir in einer kleinen Stadt wohnen, bin ich ihr dann später sogar öfter begegnet. Ich konnte sehen, dass sie das Kind nicht abgetrieben hatten, und habe mitbekommen, dass schließlich ein hübsches Baby zur Welt kam.
Ein Jahr später sprach mich die junge Frau an. Sie dankte mir, denn sie hatte geahnt, von wem das Geld kam. „Einen Tag vor der Abtreibung habe ich um ein Zeichen gebeten, ob das, was ich tun wollte, richtig war. Am späten Abend kam die Sprechstundenhilfe und brachte mir euren Umschlag. Für mich war das ein Zeichen des Himmels.“
R.I.

Diese Lampe ist mir sehr wichtig.

Meine Schwiegermutter war kein einfacher Mensch. Trotzdem hatte ich immer wieder versucht, eine gute Beziehung zu ihr aufzubauen. Mein Mann hatte mir immer gesagt, dass sie schwierig sei, und wenn es schon für ihn nicht einfach war, kann man sich vorstellen, wie es für mich war.
Ich hatte Lust, sie einfach zu ignorieren, allerdings hatte ich damit keinen Frieden. Besonders als ich begann, das Evangelium ernst zu nehmen. Es spricht ja davon, alle zu lieben, und das schloss meine Schwiegermutter mit ein. Ich rief sie also regelmäßig an, um zu hören, wie es ihr ging, nahm sie mit dem Auto mit, lud sie einmal in der Woche zum Mittagessen bei uns ein …
Nach und nach veränderte sich unsere Beziehung. Sie vertraute sich mir an und ich begleitete sie zum Arzt, wo sie mich als ihren Schutzengel vorstellte. Mit fast achtzig Jahren fing sie dann an, sich um eine einsame Nachbarin zu kümmern und regelmäßig für die Pfarrgemeinde zu backen. Sie sagte mir: „Ich habe von dir gelernt, wie gut es tut, wenn jemand an dich denkt.” Eines Tages hat sie mir anvertraut: „Diese Lampe ist mir sehr wichtig, weil ich sie von meinem Großvater bekommen habe. Es ist eines der wenigen Familienstücke. Wenn ich tot bin, sollst du sie bekommen!”
Heute steht die Lampe in unserem Haus und erinnert uns daran, dass nur die Liebe bleibt.
I.B.

Das Bügeleisen

Corina war eine junge Frau aus der Nachbarschaft, die mit wenig Geld für sich und ihre Kinder sorgen musste. Eines Morgens bekam ich mit, dass ihr ein Bügeleisen fehlte. Ich wollte ihr helfen, aber ich hatte auch kein Geld, um eines zu kaufen. So habe ich dafür gebetet, dass sich eine andere Möglichkeit auftun möge.
Am gleichen Tag hatte mich eine Frau zum Frühstück in die Pfarrei eingeladen. Eigentlich hatte ich sehr viel zu tun und konnte es mir nicht leisten, zu viel Zeit zu verlieren. Trotzdem bin ich dann hingegangen, weil ich die Frau nicht enttäuschen wollte. Und auch die anderen älteren Frauen, die bei diesem Kaffeetrinken dabei waren, freuten sich über die Gegenwart einer jüngeren Frau. Ich traf dort auch eine Bekannte, die mich am Ende des Zusammenseins fragte, ob ich jemanden wüsste, der ein Bügeleisen brauchte. Sie hatte sich eines gekauft, das ihr aber zu schwer war, und wollte es jemandem zur Verfügung stellen. Ich freute mich, dass mein Gebet so schnell erhört worden war.
I.S.

 

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, April 2016)
Ihre Meinung ist uns wichtig, schreiben Sie uns! Anschrift und E-Mail finden Sie unter Kontakt.