18. Mai 2016

Was mir heute wichtig ist…

Von nst1

Wie sich die eigenen Einstellungen ändern und die Generationen näher kommen können.

Manchmal sitze ich mit Freunden zusammen, wir unterhalten uns und plötzlich habe ich ein Déjà-vu-Erlebnis: Was der andere gerade einbringt, hätte von mir kommen können – aber nicht von mir heute, sondern von mir früher. Denn heute habe ich zu dem Sachverhalt eine andere Meinung als in jüngeren Jahren.

Im Leben verändert sich manches: Aus einer Partnerschaft wird eine Familie; aus der Sorge um eine Wohnung die um ein Haus; aus der Pflege eines Balkonblumenkastens ein Garten. Aus der Frage nach dem richtigen Kindergarten für unsere Tochter wird die Frage nach der Berufswahl, werden Gedanken an künftige Enkelkinder…

Spannend sind auch die Veränderungen in einem selbst: Was habe ich früher gedacht, was war mir wichtig? Und was denke ich heute, was hat jetzt für mich Wert? Einige Aussagen von Bekannten dazu: Je älter ich werde, desto wichtiger ist mir, fit und beweglich zu bleiben; …meine Zeit; …meine persönliche Freiheit; …mich mit Menschen zu umgeben, bei denen ich so sein kann, wie ich bin.

Bekannte aus der Großelterngeneration, denen ich die Fragen gestellt habe, gaben vor allem zwei Antworten: Ich bin viel gelassener geworden. Und: Je älter ich werde, desto wichtiger ist mir, dass sich die (Groß-)Familie versteht.

Meiner Erfahrung nach wird das Thema, wie sich bei uns Bedürfnisse, Einstellungen und Wertigkeiten verändern, meistens ausgespart. Dabei bietet es sich gerade zwischen Eltern- und Großelterngeneration an, darüber in ein Gespräch zu kommen, fernab der täglichen Kümmernisse und der manchmal doch nur begrenzt wichtigen Ereignisse: eine Chance, sich selbst mehr kennenzulernen und sich gegenseitig besser zu verstehen.
Johannes Wehr

 

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Mai 2016)
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