27. September 2016

„Spiel des Jahres“: Was steckt dahinter?

Von nst1

Die Idee, jährlich ein „ Spiel des Jahres“ zu küren, hat der Journalist Jürgen Herz in einer Runde aus Spieleautoren und –kritikern, zumeist Fachjournalisten, im Februar 1978 vorgestellt. 

Denn trotz der bereits seit 1950 jährlich stattfindenden Spielwarenmesse in Nürnberg war das Wissen über Brettspiele in den meisten Haushalten im deutschsprachigen Raum im Wesentlichen auf die Klassiker Mühle, Dame, Halma und Schach begrenzt. Das „Spiel des Jahres“ soll uns daran erinnern, dass jedes Jahr neue, sehr gute Spiele auf den Markt kommen. Zudem regt die Prämierung die Entwicklung wertvoller, ansprechend gestalteter Spiele an.

Bei einem Tischfußballturnier vor der Fußball-WM 1978 hatte die illustre Runde wieder die Gelegenheit zusammenzukommen, die Umsetzung ihrer Idee zu diskutieren und die Gründung eines „Spiel des Jahres e.V.“ zu beschließen. Die Anfangsjahre bedeuteten einen immensen zeitlichen und finanziellen Aufwand für die Gründer, um nötige Strukturen und eine unabhängige Finanzierung aufzubauen. Mittlerweile trägt sich der Verein aus Mitgliedsbeiträgen und Lizenzgebühren für die Verwendung des vereinseigenen Logos, dem bekannten lorbeerbekränzten Spielkegel, für die nominierten und ausgezeichneten Spiele.

Auf einer Klausurtagung nominiert die ausschließlich aus erfahrenen Fachjournalisten bestehende Jury drei Spiele aus dem laufenden und dem vorangegangen Kalenderjahr.

Dabei berücksichtigt sie folgende Kriterien:     

1. Spielidee: Originalität, Spielbarkeit, Spielwert
2. Regelgestaltung: Aufbau, Übersichtlichkeit, Verständlichkeit
3. Spielmaterial: Funktionalität, Verarbeitung
4. Grafik: Karton, Spielplan, Regel

Die Satzung des Vereins schließt Personen, die mit der Herstellung oder dem Vertrieb von Spielen zu tun haben, von den Wahlen aus und macht das Wahlverfahren transparent.

Den ersten Titel erhielt 1979 im Rahmen eines gemütlichen Spieleabends in Essen das Spiel „Hase und Igel“. Zum ursprünglichen Preis „Spiel des Jahres“ kamen 2001 der Preis „Kinderspiel des Jahres“ und 2011 der Preis „Kennerspiel des Jahres“ hinzu. Die Jury vergibt sie nach denselben Kriterien, passt sie nur auf die Zielgruppen Kinder und erfahrene Spieler an. Ein Beirat aus pädagogischem Personal, das Spiele beruflich einsetzt, ergänzt die Kinderspiel-Jury. Zu den eigentlichen Hauptpreisen können Empfehlungen für weitere Spiele und Sonderpreise für besondere Originalität oder herausragende Leistungen bei Gestaltung, Spielmechanik, Wahl des Themas hinzukommen.

Die nominierten Spiele und jene, die einen Sonderpreis erhalten, dürfen das Logo bis zu drei Jahre lang tragen, die Gewinner der Hauptpreise unbegrenzt. So soll vermieden werden, dass seine Aussagekraft verwässert. Da die Hersteller dank des Logos deutlich mehr Spiele absetzen können, werden viele der prämierten Spiele sogar günstiger. Einige haben Millionenauflagen erreicht.

Die Sieger 2016:

Spiel des Jahres: Codenames
Kinderspiel des Jahres: Stone Age Junior
Kennerspiel des Jahres: Isle of Skye

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, September 2016)
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