18. Oktober 2016

Ich hatte keine Lust zu reden.

Von nst1

Erfahrungsberichte: Leben nach dem Wort Gottes

Ich hatte keine Lust zu reden.

Am Samstag war ich abends bei einem Treffen der Jugendlichen unserer Pfarrei. Viele waren gekommen; wir haben zusammen gegessen, viel geredet und gelacht. Nach dem wunderschönen Abend hab ich mich mit einigen Mädchen zusammen auf den Heimweg gemacht. Wir mussten eine halbe Stunde zu Fuß gehen und hatten richtig Spaß!
Dann klingelte mein Telefon. Es war eine gute Freundin dran. Sie war sehr traurig. Aber um ehrlich zu sein, hatte ich in diesem Augenblick, wo wir gerade so viel zusammen gelacht hatten, überhaupt keine Lust, nun mit einem traurigen Menschen zu reden.
Aber dann kam mir der Impuls, den wir uns zusammen als Motto gewählt hatten: „Da sein für die, die uns brauchen“. Sie brauchte mich! Und ich wollte eine „Antwort der Liebe” sein. Also bin ich ein wenig von den anderen Mädels weggegangen und habe mit meiner Freundin gesprochen. Ich konnte sie mit meinen Worten zwar nicht trösten, aber meine Nähe am Telefon und mein Zuhören taten ihr gut. Sie beruhigte sich wieder und wir haben sogar am Telefon gemeinsam lachen können. Die Freude, die ich nach dem Telefonat in meinem Herzen fand, war riesig!
S.S.

Die Situation raubte mir den Schlaf.

Meine Schwester hatte mich zu ihrem 65. Geburtstag eingeladen. Sie wollte, dass ich von Freitag bis Montag zu ihr komme. Aber solche Ausflüge gehen über meine Kräfte. Also hab ich sie angerufen und wollte versuchen, es ihr zu erklären. Doch ich erntete kein Verständnis, egal wie ich mich auch rechtfertigte.
Wir brachen das Gespräch ab. Danach kamen mir viele alte Geschichten in den Sinn; Situationen, wo sie mit ihrer Art mich und auch ihr Patenkind verletzt hatte. Das Ganze belastete mich sehr und verfolgte mich bis in den Schlaf. In dieser aufgewühlten Verfassung fiel mir das neue Lebenswort ein – „Nur einer ist euer Meister, ihr aber seid Brüder und Schwestern.“ (Matthäus 23,8) – und ich fragte mich, was mir Jesus jetzt wohl sagen würde.
Und sagte er uns nicht, dass wir alle Kinder eines Vaters sind und einander verzeihen sollen, weil auch Gott uns annimmt, so wie wir sind? Natürlich wollte ich auf Jesus hören und begann meine Schwester innerlich Gott anzuvertrauen, sie mit neuen Augen zu sehen. Und ich versuchte ganz entschieden, ihr das Verletzliche nicht mehr nachzutragen.
Das gab mir recht bald wieder den inneren Frieden. Und schon kurz darauf konnte ich auch wieder einschlafen.
E.Z.

Mein Cappuccino war kalt geworden.

Morgens hatte ich mir vorgenommen, mich ganz bewusst auf den Willen Gottes einzulassen. Und in der Mittagspause hatte ich dann gerade meinen Nachtisch und meinen Cappuccino bereitgestellt, als ich ein fortwährendes Piepsen hörte; es klang nach einem Rauchmelder.
Zunächst schaute ich in unserem Haus nach. Aber es kam von außerhalb. Und es konnte gut von unseren sechs Asylanten kommen, die schräg gegenüber wohnten. Aber weil zwischen ihrem Haus und unserem eine Garage steht, konnte ich das Haus nicht einsehen. Ich ging also los, und als ich um die Ecke bog, sah ich schon schwarze Rauchwolken aus dem Küchenfenster kommen. Die Abzugshaube brannte lichterloh und aus einem Topf stiegen Flammen auf. Zwei Asylanten standen etwas hilflos im Hof. Sie hatten zwar den Feuerlöscher herausgestellt, wussten aber nicht, wie sie damit umgehen sollten. Nun kam noch eine Nachbarin zu Hilfe. Wir rieten ihnen, sofort alle Fenster aufzumachen. Ich löste die Sicherung des Feuerlöschers und mit zwei Strahlen war das Feuer gelöscht.
In der Küche sah es schrecklich aus. Was tun? Die Nachbarin meinte: „Ich werde für die Jungs erst mal was kochen und kann auch den verantwortlichen  Hausbesitzer anrufen.“ Der kam nach einiger Zeit und war total wütend und stinkig auf die Asylanten. Ich schickte die Asylanten in ihre Zimmer und versuchte, ihn zu besänftigen. Er aber ließ seine Wut und seinen Stress an mir aus. Erst als ich ihm ruhig sagte, dass ich nicht der Betreuer, sondern nur der Nachbar der Asylanten sei, entschuldigte er sich bei mir. Jetzt konnten wir vernünftig miteinander reden. Er schaute nach den Stromleitungen und konnte den Kurzschluss beheben. So konnten unsere Asylanten wieder normal kochen. Beim Weggehen dankte mir der Hausbesitzer noch mal – für meine „Unterstützung, aber vor allem für die Besonnenheit“. Danach versuchte ich noch, die Asylanten zu beruhigen. Denn die waren wütend auf ihren Mitbewohner, der das Feuer verursacht hatte.
Als ich danach dann wieder heimkam, musste ich schmunzeln: Mein Cappuccino war zwar inzwischen kalt geworden, aber warm war mir trotzdem.
G.W.

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Oktober 2016)
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