22. März 2017

Passiert

Von nst5

Aus dem Leben mit dem Wort

Froh, noch einen Platz in der Straßenbahn ergattert zu haben, sah ich den alten Mann, der gerade am anderen Ende eingestiegen war. Der Fahrkarten-Automat schien ihm nicht geläufig zu sein. Immer wieder kam das Geld, das er hineinwarf, wieder heraus. Alle Umstehenden waren mit ihren Smartphones beschäftigt. „Sollte ich etwa aufstehen und durch die ganze Bahn gehen, um ihm zu helfen?“ Ehe ich anfing, darüber nachzudenken, war ich schon auf dem Weg. Als er das Ticket in der Hand hielt, hob er den Blick und ich schaute in zwei strahlend blaue, glückliche Augen. „Danke! Danke, dass Sie mir geholfen haben!“ Dieser Blick und seine Freude trafen mein Herz.
A.M.

Mit der typisch deutschen Weihnachtsromantik im Herzen empfand ich die Gedanken im Kommentar zum Wort („Er selbst wird kommen und euch erretten.“ Jesaja 35,4) „hart“, aber sehr konkret: „Es geht um Jesus-Wir, Jesus-Ich, Jesus-Du.“ So habe ich mir besonders viel Zeit genommen zum Zwiegespräch mit Jesus. Abgesehen von der „Wohligkeit“, die ich dabei immer wieder empfand, drängte Jesus-Ich immer mehr zu den anderen. So war nach Weihnachten klar: Der Berg von Gebäck und Süßigkeiten kann nicht mir allein gehören. Ich trug also das meiste davon in unseren „Tafel“-Laden. Dabei hatte ich beim Auspacken das Glück, in die strahlenden Augen einer jungen Türkin zu schauen, die für wenige Euro mehrere meiner Stücke von der Theke weg in ihren Korb packte.
H.E.

Eine arme Familie mit vielen Kindern hatte ein großes, schier unüberwindliches Problem: Der Vater musste dringend operiert werden, aber sie hatten kein Geld dafür. Ich fühlte mich von Jesus angesprochen, mich einzumischen. Zusammen mit Freundinnen und Kollegen haben wir Geld gesammelt. Als wir die nötige Summe zusammen hatten, habe ich ihn ins Krankenhaus begleitet und für ihn bezahlt. Der Eingriff ist gut gegangen. Ich weiß nicht, wer sich mehr gefreut hat – sie oder wir! Ich glaube, auch kleine Gesten bauen den Frieden in der Welt auf.
N.Y. (Jordanien)

“Er selbst wird kommen und euch erretten” (Jesaja 35,4)
Sonja aus der Slowakei
ist fünf und geht in den Kindergarten. Eines Tages erzählt sie der Mutter von ihrer neuen Freundin. „Wie heißt sie denn?“, fragt die Mutter. „Das weiß ich nicht, sie spricht nicht. Ich bin zu ihr gegangen, weil sie immer allein ist. Keiner will mit ihr spielen.“ Ein paar Tage später erzählt die Erzieherin der Mutter: „Das Zigeunerkind, das nie sprach, fängt nun dank Ihrer Tochter an, mit den anderen zu spielen.“ Nachher fragt die Mutter Sonja: „Und? Spricht sie schon mit dir?“ – „Nein, aber sie lächelt mich an, wenn ich ihr sage, dass ich sie gern habe.“
Sonja, 5 Jahre

Als Pfarrer bildete ich mir ein, alles beurteilen zu können. Eines Tages bat man mich, eine Messe mit Jugendlichen zu feiern. Im Mittelpunkt sollte das Wort Jesu stehen: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ (Johannes 15,13) Und sie wollten eine Art Pakt schließen, auch das Leben füreinander zu geben. Ich war überwältigt: „Wäre ich zu so etwas fähig?“ Alles, was ich zu wissen glaubte, erschien mir hinfällig. Es reichte nicht, um Christ zu sein. Wie viele Dinge hatte ich im Namen des Studiums vernachlässigt, wie vieles nicht getan mit der Entschuldigung, etwas anderes erledigen zu müssen! Diese jungen Leute haben mein Leben verändert.
R.P.

In das Krankenhaus, in dem ich als Gynäkologin arbeite, wurde eine Prostituierte eingeliefert. Die anderen Patientinnen und auch manche Krankenschwester gingen ihr aus dem Weg. Nachdem ich merkte, dass man sie isolierte, habe ich mich besonders um sie gekümmert. Das hat wiederum andere ermutigt, mit ihr zu sprechen und Hilfe anzubieten. Nachdem sie dann von ihrem traurigen Schicksal erzählt hat, stieg diese Zuwendung noch an. Nach wenigen Tagen war sie ganz verändert, eine andere Person. Als sie entlassen wurde, dankte sie mir: „Die wahre Genesung ist nicht körperlicher Art. Mein Leben fängt neu und anders an.“
M.S.

“Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.” (Johannes 15,13)
Eine Zeit
war ich mit einem Mitbruder allein im Kloster. Mit ihm tue ich mich recht schwer; wir sind sehr verschieden an Alter und in unseren Anschauungen. Er redet sehr wenig und so sitzen wir uns beim Frühstück oft schweigend gegenüber. Eines Morgens hatte mich ein Satz getroffen: „Streit in Dialog verwandeln.“ Das war Ansporn, mich bewusst um ein Gespräch mit dem Bruder zu bemühen. Dazu schnitt ich Themen an, die ihn interessierten. So kam doch ein gutes Miteinander zustande. Ich war froh, dass ich mir diesen Schubs gegeben hatte.
W.A.

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, März/April 2017)
Ihre Meinung interessiert uns, schreiben Sie uns! Anschrift und E-Mail finden Sie unter Kontakt