14. Juli 2017

Passiert

Von nst5

Aus dem Leben mit dem Wort

Seit einigen Jahren bin ich gelähmt und kann nicht mehr gehen. Ich muss mit dem Eindruck kämpfen, auf einem Abstellgleis gelandet zu sein, und bin total abhängig von anderen. Die Welt hat sich auf mein Zimmer reduziert. Es stimmt, ich kann in meiner näheren und weiteren Umgebung nichts mehr bewegen, aber ich lebe! Und: Alles kann eine Gelegenheit sein, um zu loben, zu danken, zu beten, zu opfern. Jesus hat am Kreuz auch keine Wunder mehr gewirkt und Reden gehalten, aber er hat weiter geliebt mit der größten und reinsten Liebe und sein Leben für uns gegeben. Und so entdecke ich: Ans Bett gefesselt zu sein, bedeutet durchaus nicht, unbeweglich zu sein.
P.V.

Aus beruflichen Gründen bin ich oft unterwegs. Ich muss genau planen, was zu tun ist, aber auch bereit sein, diese Pläne wieder über den Haufen zu werfen. Dabei habe ich mit großer Überraschung festgestellt, dass immer dann, wenn ich die Programmänderung aus den Händen Gottes annahm, alles viel besser lief, als ich geplant hatte – wenn ich ihm Raum gebe in meinem Leben, immer, nicht nur wenn ich mal wieder unterwegs bin. Das ist eine hervorragende Schule der Wachsamkeit. Auch wenn es mich etwas kostet, mein Programm zu verlieren, muss ich wirklich anerkennen, dass der unsichtbare Regisseur weit besser weiß, was mich wirklich glücklich macht.
T.M.

Wir sind seit 50 Jahren verheiratet und haben, wie es im Buch Kohelet heißt, Freude und Schmerz miteinander geteilt. An eine Erfahrung erinnern wir uns immer mit großer Dankbarkeit. Wir waren in einem finanziellen Engpass und zählten die wenigen Münzen, die uns geblieben waren, um zu überlegen, wie wir davon Essen für die Kinder kaufen konnten. Da kam der Anruf eines Freundes: Er hatte zwei Truthähne geschenkt bekommen und wollte uns einen vorbeibringen. Es stimmt einfach, auf Gott ist immer Verlass!
T.R. (Polen)

Ich kam von der Arbeit und traf am Bahnhof eine ältere Dame. Sie stand mit ihrem Koffer an einer Treppe, an der es keinen Lift gab. Ich hätte schnell vorbeigehen können. Doch dann erinnerte ich mich an die Erfahrung einer Bekannten, die sich vorgenommen hatte, nicht nur stehen zu bleiben, wenn sie darum gebeten wird, sondern auch auf verborgene Nöte zu reagieren. So sagte ich mir: „Bleib stehen!” Ich sprach die ältere Dame an und bot ihr an, den Koffer die Treppe hinab zu tragen. Überglücklich reagierte die Frau und sagte: „Ich habe so sehr auf Hilfe gehofft. Sie wissen gar nicht, welche Freude Sie mir heute machen. Vielen Dank und einen schönen Abend!“
M.M.

Bahnhof Stuttgart – eine große Menschenmenge wartet auf den verspäteten Zug. Ob wir da noch einen Platz bekommen? In mir spüre ich: „Mach dir keine Sorgen.” Wir sind froh, einen Zweierplatz zu erwischen, und vergewissern uns, dass er nicht belegt ist. Nach einer Weile steht ein Mann vor uns: „Diesen Platz habe ich reserviert.” Obwohl viele schon in den Gängen stehen, finden wir zwei Plätze in einem Familienabteil. Ich genieße den Blick aus dem Fenster. Zwischendurch immer wieder dunkle Tunnel. Wir sind zu sechst im Abteil. Mich macht die „Beziehungslosigkeit” etwas traurig. Es dauert, bis ich kleine Versuche starte. Ein Lächeln, kurze Wortwechsel sind wie Lichtblicke: „Er wird uns mit der Freude und dem Licht verblüffen, die Zeichen Seiner Gegenwart sind” (Kommentar zum Wort des Lebens Mai). Ich wünsche uns viele solcher Lichtblicke.
G.W.

Mein Weg ist gerade mit so manchen Widerständen gepflastert. Ich kann Gott darin erkennen, auch wenn es mitunter schwer ist. Heute war mein Motto: Bleib dran! Das war wie ein Motor! Immer wenn ich in Kleingläubigkeit, Urteile oder Zweifel verfallen wollte, meldete sich eine innere Stimme: „Bleib’ dran – im Sinne von: Geh’ weiter, vertraue, überlasse es Gott!“ So bin ich wirklich froh und beschwingt durch den Tag gegangen, der auch viel Schönes hatte. Erst heute Abend entdeckte ich die doppelte Bedeutung von „Bleib’ dran“ – nämlich an Jesus, dem Weinstock! (vgl. Johannes 15,5) Super!
C.M.

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Juli/August 2017)
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