19. März 2018

Vom Kontakt zur Beziehung

Von nst5

Die Fokolar-Bewegung in Algerien

Die weltweite Verbreitung brachte die Fokolar-Bewegung in Kontakt mit Gläubigen anderer Religionen. Manche davon teilen und leben Elemente der Spiritualität der Einheit und fühlen sich der Bewegung zugehörig. So sind in Algerien sogar die Mehrheit ihrer Mitglieder Muslime. Wie kam es dazu?
1966 begannen zwei Italiener und ein Franzose eine Fokolargemeinschaft in einem verlassenen Benediktinerkloster in Tlemcen. 1967 kam ein Frauen-Fokolar nach Algier. Die ersten Jahre waren von konkreter Hilfe geprägt. Waren Bekannte in Not, ließen die Fokolare oft alles stehen und liegen, um ihnen beizustehen. Intensive Freundschaften entstanden, in Tlemcen auch mit einem Imam. Er lehrte sie die Hadithen, die Überlieferungen des Propheten Mohammed, was ihnen half, ihre Spiritualität besser zu vermitteln. Als im Bürgerkrieg der 1990er-Jahre die meisten Europäer Algerien verließen, blieben die Fokolare in Tlemcen: ein starkes Zeugnis des Gottvertrauens.
Elemente der Spiritualität, die die Muslime teilen, sind: unterschiedslos jeden lieben; dem Willen Gottes folgen; sich zurücknehmen, um sich ganz auf den anderen einzulassen, Spannungen zu überwinden und Brücken zu bauen.

Das echte Gespräch
Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber (1878-1965) nennt vier Voraussetzungen 1, damit ein Gespräch glückt: Den anderen rückhaltlos annehmen. Sich voll einbringen, ohne etwas zurückzuhalten, möglichst spontan. Vom Schein zum authentischen Sein vordringen: Redegewandtheit und Gedanken des Sprechers, wie er selbst wirkt, sind eher zerstörerisch. Jeder der Anwesenden ist einzubeziehen und mit Respekt zu behandeln.

1 Bernd Aretz: Martin Buber – eine erste Begegnung. Verlag Neue Stadt 2015: S. 106-108

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, März/April 2018)
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