18. Juli 2018

Gender

Von nst5

In allen Bereichen des öffentlichen Lebens begegnet einem der Begriff „ Gender “. Was ist eigentlich damit gemeint?

Worum geht es bei Gender-Diskussionen?
Ursprünglich um die Rollenbilder von Mann und Frau, die sich in den letzten Jahrzehnten enorm verändert haben und noch verändern. Väter wollen in Familien mehr präsent sein, Frauen ihre Ausbildungen im Beruf einbringen; in Wirtschaft, Politik, Kultur werden Quotenregelungen diskutiert; junge Frauen und Männer möchten ihre Rollen heute anders leben als ihre Eltern und Großeltern.

Woher kommt der Begriff?
„Gender“ (englisch) bezeichnet das „soziale Geschlecht“; also das, was kulturell, politisch und sozial als typisch für Männer oder Frauen angesehen wird (etwa Kleidung, Beruf, die Aufgaben in Familie und Gesellschaft). Gender steht in Abgrenzung zum biologischen Geschlecht einer Person („sex“), das durch Chromosomen, Hormone und Anatomie geprägt wird.

Warum macht man die Unterscheidung?
Der Begriff „gender“ wurde erstmals in den 1960er-Jahren in der Forschung mit Intersexuellen (Menschen, die keine eindeutigen biologischen Geschlechtsmerkmale haben) verwendet. Man wollte untersuchen, welche Rolle die Sozialisation für die Geschlechterzugehörigkeit bzw. Geschlechtsidentität hat. In den 70er-Jahren wurde er dann im feministischen Sprachgebrauch als Analysekategorie aufgenommen. Man wollte unterstreichen: Geschlechterrollen sind kein biologisches Phänomen, sondern stellen soziale Zuschreibungen dar und sind veränderbar. Seit den 90er-Jahren wird das Verhältnis zwischen „gender“ und „sex“ neu und kontrovers diskutiert. Man untersucht sogar, ob biologische Unterschiede zwischen Mann- und Frausein kulturbedingt sind.

Warum gibt es so kontroverse Debatten?
Weil sich in den Diskussionen viel vermischt und immer häufiger auch die Frage mitschwingt, ob und wie biologisches und soziales Geschlecht überhaupt verbunden sind; welche Bedeutung das eine für das andere hat und wie man dieses Zueinander gewichtet. In einer ganzheitlichen Sicht des Menschen kann man sie nicht voneinander trennen, sie aber dennoch unterscheiden. Durch unterschiedliche Interessen kippt die Diskussion oft und nimmt teilweise ideologische Züge an. Hinzu kommt: Weil jede und jeder im Rollenverständnis betroffen ist, werden Debatten schnell emotional.

Was wird aus christlicher Sicht in die Diskussion eingebracht?
Da beruft man sich meist auf zwei biblische Stellen: „Gott schuf den Menschen als sein Abbild. Als Mann und Frau schuf er sie.“ (Genesis 1,27) Und: „Es gibt nicht mehr Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; ihr alle seid einer in Christus.“ (vgl. Galater 3,28) Damit wird die Verschiedenheit der Geschlechter, aber auch ihre Gleichwertigkeit deutlich, die das christliche – ganzheitliche – Menschenbild prägen.

Was meint Gender-Mainstreaming?
„Mainstreaming“ meint eine Handlungsstrategie, die ein Anliegen alltäglich machen will. Das „Gender-Mainstreaming“ ist ursprünglich eine politische Strategie, die für mehr Chancengleichheit von Frauen und Männern sorgen soll. Bei der konkreten Umsetzung wird dieses Anliegen aber oft überlagert und geprägt durch Fragen wie: Gibt es mehr als zwei Geschlechter? Kann jemand sein Geschlecht ändern und was bedeutet das für Bildung, Erziehung. Von Gender-Ideologie ist dann die Rede.
Gabi Ballweg

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Juli/August 2018)
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