25. September 2018

Passiert

Von nst5

Aus dem Leben mit dem Wort

Illustration: (c) Pirmin Pokorny (elfgenpick.de)

Bei einem Treffen in der Pfarrei hat mir eine Gruppe Jugendlicher sehr gefallen. Es war total neu für mich, wie sie von Gott sprachen: als jemand, der uns persönlich liebt, jeden Einzelnen von uns. Ich habe nicht viel nachgedacht, sondern einfach versucht, auf diese Liebe mit meiner Liebe zu antworten, so wie sie es erzählt hatten: Ich habe im Haushalt geholfen und auf meine kleine Schwester aufgepasst. Am Sonntag habe ich sogar ein Fußballspiel verpasst, weil ich meinem Vater geholfen habe, das Dach zu reparieren. Früher habe ich noch nicht einmal gemerkt, dass jemand Hilfe brauchte!
D. (13, Brasilien)

Die Kommentare zum „Wort“ von Mai und Juni ließen mich erneut verstehen: „Nur wenn ich im Frieden (in Gott) bin, kann ich Frieden (Gott) weitergeben.“ Ich habe in meiner Jugend, vor allem im Internat, zu viele (fromme) Verhaltensweisen anerzogen bekommen. Auch manche „Parolen“ haben mir nicht immer gutgetan. Heute verstehe und lebe ich mehr und mehr, was Klaus Hemmerle immer wieder sagte: „Es geht nicht so sehr ums Tun, sondern ums Sein.“ So versuche ich, mehr denn je durch Gebet, Betrachtung und das Leben „in Gott zu sein“ und erlebe beglückend, wie sich daraus mein Verhalten zu Gott und den Menschen verändert, und dies nicht per „Drill“, sondern in Freiheit und Liebe.
H.E.

Meine Frau und ich wechseln uns im Sommer an der Schwimmbadkasse ab. Eine besorgte Mutter wollte, dass ich ihren pubertierenden Sohn ausrufen lasse; sie hatte ihn nicht mehr gesehen. „Ich befürchte, dass er in schlechte Gesellschaft kommt”, klagte sie mir. Ich erzählte ihr meine Erfahrung mit unserem Ältesten, der kurz nach dem Führerschein oft nachts unterwegs war. Ich konnte oft nur schlecht schlafen. Einmal war mir in den Sinn gekommen: „Unser Sohn ist doch auch ein Kind vom himmlischen Vater. Er möge jetzt bitte auf ihn aufpassen.“ Von da an konnte ich wieder ruhig schlafen. Ich wunderte mich selbst über meinen „Mut”, das zu erzählen. Aber die Frau bedankte sich sehr.
G.W.

Meine Familie war in eine schwierige Situation geraten. Meine Eltern übertrugen mir viel Verantwortung – auch im administrativen Bereich. Ich gab mein Bestes und wollte keine Fehler machen. Nachts schlief ich nur schlecht. Immer neu bat ich Gott, er möge mir helfen. Und: Er erhört all meine Gebete. Dann und wann denke ich, dass Gott mich mehr liebt als alle anderen. Dann muss ich über mich lächeln, denn ich weiß, dass er jeden Menschen liebt. Im Augenblick weiß ich gar nicht, was ich erwarten soll: Mein Studium ist vorbei und ich habe noch keine Arbeit, aber die tiefe Gewissheit, dass Gott alles zum Guten führt. So kommt mir immer das Lied mit Worten von Theresa von Avila in den Sinn: „Nada te turbe, …“ – So will ich leben: Nichts soll mich durcheinanderbringen, denn ich vertraue Gott!
E.W.

Ich war in der Uni-Bibliothek zum Lernen. Dort ist absolute Ruhe angesagt. Neben mir saßen zwei Studenten, die sehr laut waren. Mir fiel es richtig schwer, mich zu konzentrieren und an meinem Lernstoff dranzubleiben. Ständig war ich abgelenkt. Ich begann zu urteilen und wurde innerlich ärgerlich. In diesem Augenblick erinnerte ich mich an mein Tagesmotto: nicht vorschnell urteilen. Mit Entschiedenheit lenkte ich meine Aufmerksamkeit erneut auf meine Bücher. Und es gelang. Meine Aufmerksamkeit war nicht mehr bei den Störenfrieden, sondern bei meinem Lernstoff.
A.M.

Gestern bin ich mit meiner Familie zu einem Sonntagsausflug an den Neuenburger See gefahren und wir haben dort am Ufer gepicknickt. Dabei habe ich beobachtet, wie ein kleiner Junge von etwa vier Jahren mit Kieselsteinen nach einem Schwan warf. Ich bin zu ihm gegangen und habe ihm von der Goldenen Regel erzählt: „Was du nicht willst, was man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.“ Der Junge hat mich angelächelt, sich bei dem Schwan entschuldigt und dann im Sand weitergespielt.
M. (13 J.)

Ich hatte selbst erfahren, was es heißt, gemobbt zu werden. In der Schule hatten sich einige Jungen vorgenommen, den ersten Rothaarigen, der auf die Toilette wollte, zu verprügeln. Das war ich. Heute bin ich Lehrer. Eines Tages kam ein Schüler zu mir ins Lehrerzimmer. Er vertraute mir an, dass man ihn zwingen wollte, seinen besten Freund reinzulegen, sonst würde man ihn bestrafen. Er war verschreckt und zitterte. Während des Unterrichts habe ich dann meine eigene Erfahrung erzählt. Als ich die Klasse fragte, was sie davon hielten, war nachdenkliches Schweigen die Antwort. Einige Tage später erfuhr ich, dass alles abgeblasen worden war.
H.N.

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, September/Oktober 2018)
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