19. September 2019

Populismus

Von nst5

Der Begriff „ Populismus “ taucht in den letzten Jahren immer häufiger auf. Ein paar Hilfestellungen zum Verständnis dieser politischen Entwicklung unserer Zeit.

Was kennzeichnet Populisten?
Das Wort hat von der lateinischen Wurzel her etwas mit Volk zu tun. Ein Populist tritt mit großem Selbstbewusstsein auf und nimmt für sich in Anspruch, er verkörpere das Volk, wisse, was es will, und setze es durch. Zur politischen Einflussnahme führen Populisten Kampagnen mit griffigen Parolen. Sie greifen gerne kontroverse Themen in der Gesellschaft auf, mit denen sie Feindbilder schaffen und polarisieren. Sie sind heute in vielen Ländern mit namhaften Gesichtern und je eigenen Akzenten aktiv, in einigen bereits an der Macht; sie streben nach internationaler Vernetzung. Diese Entwicklung ist gesellschaftlich und politisch eine zunehmende Herausforderung.

Haben Populisten typische Strategien?
Da ist im Besonderen ihre Kommunikationsstrategie zu nennen. Populisten formulieren ihre Forderungen und Thesen oft plakativ und verbreiten sie über Medien, Internet und soziale Netzwerke. Sie setzen auf Ängste und Sorgen in der Bevölkerung. Zu ihrem Werkzeugkasten gehören Provokation und Häme. Sie scheinen den Eklat zu lieben und scheuen nicht vor Falschmeldungen, Verschwörungstheorien und persönlichen Beleidigungen zurück. Auffallend ist ihr teilweise ziemlich aggressives und beschwörendes Reden.

Welche Bedeutung ist dem beizumessen?
Man darf das nicht verharmlosen. Es kann die Vielfalt in einer Demokratie untergraben, zur Ausgrenzung von Minderheiten und politischer Hetze führen. Es ist keineswegs so, dass Populisten nichts zu sagen hätten oder argumentativ ja sowieso früher oder später widerlegt werden; ihre Anliegen sind oft durchaus berechtigt, meist allerdings in einer verkürzten, nur um ihre eigenen Belange kreisenden Sicht. Sie suchen nach Solidarisierung mit möglichst vielen Gleichgesinnten. Dabei zielen sie mit Nachdruck auf gesellschaftliche Probleme und können auf diese Weise sogar die gemeinsame Suche aller Demokraten nach Lösungen in der Dringlichkeit beschleunigen.

Wann wird es bedrohlich?
Wo es in Menschenverachtung abgleitet und der demokratische Grundkonsens beschädigt wird; wo es in Verrohung und Gewalt mündet – da wird Populismus gefährlich, im Extremfall auch existenziell für einzelne Personen, an denen sich der Hass entlädt.

Wie sollte man reagieren?
Dem Gespräch mit Populisten nach Möglichkeit nicht ausweichen, ohne sich jedoch provozieren zu lassen. Ihre Art der Ausgrenzung nicht damit beantworten, dass man sie durch Nichtbeachtung ebenfalls ausschließt. Gegebenenfalls sollte man ihnen Grenzen aufzeigen; dabei möglichst sachlich und bei Sachthemen bleiben. In Diskussionen haben stichhaltige Argumente immer gute Chancen zu überzeugen, was allerdings Wissen und Information voraussetzt.
Hermann J. Benning

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, September/Oktober 2019)
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