2. Juni 2021

Sehen und erleben

Von nst5

Meet a Jew

„‚Ich habe noch nie einen Juden getroffen.‘ Diese Bemerkung einer Schülerin der siebten Klasse lieferte den Anlass für die Begegnung mit „Meet a Jew“. Die Schülerinnen und Schüler fanden die Begegnungen sehr spannend und sehr interessant, einmal jüdische Jugendliche kennenlernen zu können. Es gefiel ihnen auch, dass sie sich mit Jessica und Julia über alles austauschen konnten.“
„Eine christliche Schülerin aus dem Iran hat sich bislang auch hier in Deutschland nicht getraut, mit Menschen anderer Religionen in Kontakt zu treten. Nach der Begegnung mit Ihnen war sie total aufgewühlt. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es ein friedliches Miteinander der Religionen gibt, und dass gegenseitige Wertschätzung, sogar Freundschaft existiert. Für sie war das eine sehr wichtige Begegnung, die sie zum Sprechen und zum Nachdenken gebracht hat.“

Foto: (c) LightFieldStudios (iStock)

Das aktuelle jüdische Leben durch in Deutschland lebende jüdische Menschen kennenlernen, das ist die Idee hinter „Meet a Jew“ (Triff einen Juden). Wer Jüdinnen und Juden persönlich getroffen hat, ist weniger anfällig für Vorurteile. Rund 300 Menschen ab 14 Jahren engagieren sich für das Projekt, indem sie jeweils zu zweit Schulen (von der Grundschule bis zur Erwachsenenbildung), Universitäten, Sportvereine und Jugendzentren besuchen. Schirmherr ist der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
www.meetajew.de

321
Zwei Blätter aus dem sechsten Jahrhundert, die zur spätantiken Rechtssammlung Codex Theodosianus gehören, gelten als älteste Abschrift eines nach Köln adressierten Edikts des römischen Kaisers Konstantin. Es stammt aus dem Jahr 321 und ist ältester schriftlicher Beleg für jüdisches Leben nördlich der Alpen. Konstantin lässt darin Juden in den Stadträten zu. Das Schriftstück wird von September 2021 bis August 2022 im Kunstmuseum des Erzbistums Köln Kolumba zu sehen sein.

Mittelalter
Am Beginn des 13. Jahrhunderts siedelten sich in Wien Jüdinnen und Juden rund um den heutigen Judenplatz an, wo sie für rund 200 Jahre in engem Austausch mit der christlichen Bevölkerung lebten. Die Wiener jüdische Gemeinde entwickelte sich zu einer der bedeutendsten im mittelalterlichen Europa. Ihr jähes Ende fand sie 1420/21, als Herzog Albrecht V. die Wiener Jüdinnen und Juden berauben, vertreiben und ermorden ließ.
Seit Mitte März präsentiert das Jüdische Museum Wien die Dauerausstellung „Unser Mittelalter! Die erste jüdische Gemeinde in Wien“. Die Ausstellung gibt Einblicke in das Alltagsleben und zeigt die Ausgrabung der 1421 zerstörten Synagoge.
Die Beschäftigung mit dem jüdischen Wien des Mittelalters schärft auch den Blick auf heutige gesellschaftliche Zusammenhänge. Das Museum als Ort der Gegenwart macht die Vergangenheit als gleichzeitig fern und mitunter überraschend nah erfahrbar.
www.jmw.at

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Mai/Juni 2021)
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