1. Februar 2022

PASSIERT

Von nst5

Aus dem Leben mit dem Wort

Illustration: (c) Yana Momchilova (iStock)

Wir sind seit fast zwölf Monaten auf der Suche nach einem neuen Zuhause für eine fünfköpfige Familie aus Syrien. Ohne Erfolg. Dann kam über eine Internet-Plattform ein überraschendes Angebot. Wir vermuteten jedoch, dass der Vermieter uns wegen der vielen Bewerber die Wohnung nicht geben würde. Am 1. Oktober sprachen wir im Wort-des-Lebens-Kreis darüber, dass wir großes Vertrauen in die Vorsehung Gottes haben dürfen. Wir beteten gemeinsam, auch um die Wohnung. Noch während wir zusammenstanden, läutete mein Handy. Als ich den Namen des Vermieters las, nahm ich an. Er gab uns die Wohnung! Uns allen kam die Gänsehaut. Auch jetzt, Tage später, meine ich noch, ich träume. Aber kommende Woche schließen wir den Mietvertrag ab.
G.K.

Ein Student im Haus hatte sich für 80 Euro ein gebrauchtes Fahrrad gekauft. Als ich ihn danach fragte, berichtete er mir traurig, dass es schon wieder kaputt sei. „Ich könnte dir helfen, das Problem zu lösen“, sagte ich. Er fragte erstaunt: „Wie meinst du das?“ – „Ich habe mir vor Kurzem ein E-Bike gekauft und brauche mein normales, gut erhaltenes Fahrrad nicht mehr. Ich schenke es dir.“ „Das wäre toll, aber das kann ich nicht annehmen“, lehnte er ab. „Ich meine es ernst“, erwiderte ich. Einige Tage später kam er strahlend zu mir, drückte mir 50 Euro und eine Flasche Öl in die Hand. „Ich nehme dein Angebot an. Die 50 Euro habe ich vom Besitzer des alten Rades zurückbekommen.“
G.W.

Vor gut einem Jahr bin ich in ein Kloster nach Rom gezogen. An einem Vormittag wollte ich schnell ein Päckchen aufgeben. Da kreuzte ein Mitbruder meinen Weg. Er erzählte und kam dabei vom Hundertsten ins Tausendste. In meinem Unwillen darüber, dass meine Planung völlig durcheinandergeriet, kam mir das Lebenswort in den Sinn. Ich entschied mich, aufmerksam zuzuhören. Was zum Teil interessant war und mich manches verstehen ließ. Auf den vormittäglichen Weg verzichtete ich und ging am Nachmittag zu DHL; das konnte ich dann noch mit einem Museumsbesuch verbinden, dem ersten, seit ich in Rom bin. Das kam mir dann doch zeichenhaft vor: Es ist gut, Gott die Planung zu überlassen.
A.S.

In unserem Wohnblock lebt eine muslimische Familie. Zum Ende des Ramadans wollten wir zu ihr gehen, um alles Gute zu wünschen. Ich hatte einen Kuchen mitgenommen, weil wir gehört hatten, dass dies Brauch sei. Da die Familie nicht zu Hause war, haben wir das Paket mit dem Kuchen und einem Zettel vor ihre Tür gestellt. Später haben wir sie getroffen. Alle Familienmitglieder waren zu den Feierlichkeiten verreist. Bei ihrer Rückkehr haben sie sich sehr über unseren Gruß gefreut. Der Mann sagte strahlend: „Wir sind seit 25 Jahren in der Schweiz. Noch nie hat uns jemand zu unserem Fest Glückwünsche überbracht. Wir haben uns riesig gefreut!“
A.I.

Vor Kurzem kam ich auf eine neue Schule. Ich habe eine kleine Behinderung und mag es nicht, wenn jemand über mich lacht. Ein Mitschüler hat das sofort bemerkt. Er zeichnete eine Karikatur von mir, kopierte sie und verteilte sie in der ganzen Schule. Am liebsten hätte ich auf ihn eingeschlagen. Aber da habe ich mich daran erinnert, dass Jesus uns einlädt zu vergeben. Aber es war nicht leicht für mich. Am nächsten Tag ging ich auf den anderen zu und sprach ihn in aller Ruhe an. Ich bat ihn, mir bei einer Aufgabe zu helfen. Er stimmte zu, wenn auch widerstrebend. Dann fragte er mich, warum ich mich nicht gerächt habe. Ich konnte ihm erklären, dass ich versuche zu leben, wie Jesus es uns gezeigt hat. Überrascht fragte er mich, wo ich das gelernt hätte.
D., Brasilien

Der Tag hatte früh begonnen, die Mittagspause war ausgefallen. Müde und hungrig kam ich beim Supermarkt an. Vor dem Pfandautomaten sah ich eine beachtliche Schlange und beschloss, auf die Rückgabe zu verzichten. An der Kasse bereute ich es; der Einkauf war größer als geplant und würde selbst ohne die leeren Flaschen kaum in die Tasche passen. Ich fragte die Kassiererin zaghaft, ob sie mein Leergut an der Kasse zurücknehmen würde. Sie winkte ab. Keine Chance. Ich nickte verständnisvoll, ärgerte mich aber über mich selbst. Dann passierte das Unerwartete: „Wie viele sind es denn?“ – „Zwei Flaschen.“ – „Geben Sie her!“ Beim Einpacken bedankte ich mich für ihr Entgegenkommen. Auf dem Heimweg verspürte ich inneren Frieden – mein Ärger war verflogen.
K.Z.

Anfang 2021 hatte eine junge alleinerziehende Mutter von zwei Kindern wieder Kontakt mit mir aufgenommen. Obwohl ich inzwischen in einer anderen Stadt lebe und wir uns viele Jahre nicht gehört hatten, hatte sie mir eine Nachricht geschrieben. Sie war in Schwierigkeiten und bat um mein Gebet. Das sicherte ich ihr sofort zu. Danach hörten wir uns immer wieder. Ihre Situation stabilisierte sich. Vor Kurzem bat sie mich, ihr zu helfen, eine Nachmieterin zu finden. Sie hatte eine größere Wohnung gefunden. Mir kam eine andere alleinerziehende Mutter in den Sinn, die seit Längerem in jener Stadt erfolglos eine Wohnung für sich und ihr Kind suchte. Ich vermittelte den Kontakt und hörte nichts mehr. Heute erfuhr ich, dass die zweite Mutter zwar nicht jene Wohnung, aber eine andere in derselben kinderfreundlichen Siedlung erhalten hatte.
E.C.

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Januar/Februar 2022)
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