3. April 2023

Passiert

Von nst5

Aus dem Leben mit dem Wort

Meine Tochter lebt weit weg von uns. Sie ist psychisch krank und immer, wenn ich sie eine Zeit lang nicht erreichen kann, ist das schwer für mich. Das ist immer wieder eine Herausforderung an mein Vertrauen auf Gott und auch in meine Tochter. Ich möchte nicht überbehütend werden. Vor Kurzem half mir ein Zwiegespräch, das ich in einem Roman las. Jemand sagte dort zu seinem Gegenüber: „Gib mir, was dir wehtut.“ – Dieser Gedanke hilft mir gerade, meine Sorgen unserem immer hörenden Gott zu übergeben. Er wird sich auch um meine Tochter mit liebevoller Umsicht kümmern.
N.N.

Es ist mir ein Anliegen, das Neue Gebot Jesu zu leben und ich freue mich, wenn diese Liebe gegenseitig wird. Für mich war es darum eine große Freude, dass ich an meinem Geburtstag so viele Briefe, Mails und Telefonate erhalten habe. Im Alltag sind es meine Mitbrüder in meiner Gemeinschaft, mit denen ich das zu leben versuche. In einer Situation verspürte ich die große Unterschiedlichkeit unter uns und wusste nicht, wie damit umgehen. Ich schrieb einen Brief an die Mitbrüder. Beim Gespräch darüber mussten wir uns zugestehen, dass wir sehr unterschiedlich denken und fühlen und jeder seine Prägung hat. Doch wir kamen einmal mehr überein, einander so anzunehmen, wie wir sind.
R.Z.

Seit einiger Zeit besuche ich immer wieder einen guten Bekannten im Pflegeheim. Jetzt hat er eine schwere Demenz und nimmt mich meistens gar nicht mehr wahr. Als ich ihn heute besuchte, war er ganz wach. Er bekam gerade den Nachmittagskaffee, der ihm gut schmeckte. Nachher war er aufmerksam, und ich konnte ihm manches erzählen. Ich hatte den Eindruck, dass er das eine oder andere sogar verstanden hat und darauf antworten wollte. Vieles habe ich nicht verstanden. Aber mir schien, dass wir trotz allem eine gute Beziehung zueinander aufbauen konnten. Als ich ihn wieder verließ, war ich dankbar, dass ich mir die Zeit für den Besuch genommen habe, obwohl es durchaus eine Überwindung war.
W.A.

Kürzlich hat mich jemand angefragt, ob wir für vier Tage ein Zimmer mit Frühstück für einen argentinischen Studenten zur Verfügung hätten. Ich habe zugesagt. Immer mehr kam mir der Gedanke, dass Gott mir diesen Menschen schickte. So bereitete ich ihm auch ein Abendessen vor und nahm mir auch immer wieder Zeit für ihn. Ich bot ihm einen Rundgang an und lud ihn auch zu gemeinsamen Spaziergängen ein. Die deutsche Sprache war ihm noch nicht so geläufig, doch wir verstanden uns gut. Für unsere Gastfreundschaft war er dankbar und bei der Verabschiedung fragte er nach meiner Mailadresse, um in Kontakt zu bleiben.
R.Z.

Ich hatte eine Bekannte besucht. Vor dem Haus diskutierten zwei Männer lautstark. Die Lage eskalierte. Einer der beiden, ein Taxifahrer, holte einen Baseballschläger aus dem Auto und ging damit auf den anderen los. Ich sprach die beiden ruhig an, um die Situation zu entschärfen. Beide wollten mir ihre Version erklären. Der Taxifahrer hatte etwas geliefert und war unterrichtet, dass der Empfänger zahlen würde. Der wollte nichts davon wissen und nur den Kopfhörer zurück, den er jemandem geborgt hatte. Es war klar, dass der Fahrer betrogen worden war. Ich schlug ihm vor, mich zu fahren, damit er wenigstens die Rückfahrt bezahlt hätte. Er nahm an, war aber noch außer sich und verstand erst langsam, dass ihm das Unrecht durch mein Handeln ein wenig getilgt wurde. Ich habe verstanden: Lernt, das Gute zu tun, ist jedes Mal eine Entscheidung des Hinschauens.
L.S.

Illustration: (c) MorePics (iStock)

Mein Bruder D. war wütend, wie er von meinem anderen Bruder R. behandelt worden war. Er wollte ihn nicht wiedersehen. Wir sind alle über 70, und ich dachte, dass wir barmherziger miteinander sein sollten. So kam mir die Idee, die Familie zu einem Picknick auf neutralem Boden zu versammeln. Doch am festgelegten Tag erschien R. nicht. Alles, was mir blieb, war zu beten. Tage später rief ich ihn an: Es ging ihm nicht gut und er hatte schon länger nichts gegessen. Ich kochte eine Suppe und brachte sie ihm. Er war mir vor allem deshalb dankbar, weil ich ihn nicht verurteilt hatte. Später rief ich D. an, um ihn zu informieren. Er war bereit, seinen Bruder zu besuchen. Die Begegnung war zunächst von Unbeholfenheit geprägt, aber dann begannen sie, ganz normal zu sprechen; schließlich lud R. uns alle zum Essen ein.
G.A.

Vor der jüngsten Gehaltserhöhung für Ärzte und medizinisches Personal war es in unserem Land üblich, Ärzten ein Trinkgeld zu geben, dessen Höhe sich nach der erbrachten Leistung richtete. Ich bin Chefarzt und fand diese Praxis immer schwierig, auch weil viele Menschen sich das Geld dafür leihen mussten. Deshalb habe ich mich geweigert, es anzunehmen. Bis mich ein Kollege darauf hinwies, dass Patienten das als Zeichen werten könnten, dass ich die Operation nicht gut durchführen würde. Als dann eine ältere Dame wieder den üblichen Umschlag für mich herauszog, sagte ich ihr: „Ich werde dafür bezahlt, Sie zu behandeln. Wenn Sie aber trotzdem mehr Geld geben möchten, schlage ich vor, dass Sie es einer bedürftigen Familie zukommen lassen.“ Sie wurde nachdenklich, dann nahm sie meine Hand: „Was Sie sagen, zeigt mir, dass Sie wirklich an die Menschen denken. Gern werde ich mit Ihnen zusammen jemandem in Not helfen.“
P.M.


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Der Artikel oben ist erschienen in der NEUEN STADT, März/April 2023.
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