2. Dezember 2024

Passiert

Von nst5

Aus dem Leben mit dem Wort

Ich war beeindruckt von einer Definition, die ich bei einem unserer Gemeindetreffen gehört hatte: „Eine Stadt, das sind Menschen in Beziehung miteinander.“ „Das gilt auch für ein Stadtviertel“, schloss ich und dachte an das, in dem ich lebe. Seitdem erscheint mir jeder Tag wie eine Chance, Beziehungen zu Nachbarn, Bekannten, … aufzubauen. So lasse ich mich auf die unterschiedlichsten Geschichten ein, teile Freud und Leid, entdecke immer neue Wege … Wie im Fall der „Nachbarschaftskiste“: Wir hatten die Idee, einen Teil unseres Geldes für bestimmte Bedürfnisse zusammenzulegen und haben die Kiste in eine Garage gestellt, deren Tür nicht verschlossen ist. So kann jeder bei Bedarf darauf zurückgreifen. Auf der Kiste stehen zwei Aufschriften: „Gebt und es wird euch gegeben“ und „Wer liebt, gibt mit Freude“. Das gesammelte Geld diente bisher zum Kauf von Spezialschuhen oder Kleidung, als zinsloses Darlehen und sogar als Mietzuschuss.
A.I.

Ein Freund war nach langer Krankheit und bewegtem Leben gestorben. In einer Gruppe hatten wir uns regelmäßig mit ihm im Geist des Evangeliums getroffen. Wir gingen zur Abschiedsfeier. Unser Freund hat uns überrascht: eine kurze Feier in einer wunderschönen Kapelle, mit drei Musikstücken, ohne ein Wort. Schweigend gingen alle zur Grabstelle. Auch dort kein einziges Wort. Wir staunten. Unser Freund hatte wohl nicht gewollt, dass sein Leben „schöngeredet wird“. So konnte jede und jeder mit den eigenen Gedanken bei ihm sein. Unsere Gruppe ging zuletzt ans Grab; mit dem Einverständnis der Tochter beteten wir das „Vaterunser“. Es hatte uns mit ihm verbunden. Auch wenn die Feier ungewöhnlich war, dachte ich mehrfach: „Herr es ist gut, dass wir hier sind“ (Matthäus 17,4).
G.W.

Es kam vieles zusammen. Verantwortungsträger meldeten sich nicht zurück. Jugendliche sprangen von zugesagten Aufgaben ab. Immer mehr Arbeit lag auf meinen Schultern. Auch im engsten Team war wenig Feuer zu spüren. Mir selbst wurde alles zur Last. So bedrängte ich Gott: „Soll ich den eingeschlagenen Weg weitergehen? Oder möchtest du etwas anderes von mir?“ Abends ging ich ratlos und traurig schlafen. Am Morgen las ich meine Nachrichten. Ein junger Mann schrieb: „Momentan erlebe ich eine emotional schwere Zeit und finde durch meinen Glauben Halt. Ich erlebe eine Art der Liebe und des ‚Gesehen Werdens’, die viele nicht kennen. Ich glaube, dass wir die Welt durch Menschen wie Sie, die diese Botschaft so lebendig weitertragen und leben, auf einen guten Weg bringen können.“ Ich fühlte mich von Gott verstanden und begann den Tag mit Dankbarkeit.
M.W.

Illustration: (c) Frank Ramspott (iStock)

Fast jeden Tag legte mir in der Schule jemand einen oder mehrere Steine in meinen Rucksack. Dann habe ich herausgefunden, wer das war. Ich wollte sofort heftig reagieren und weiß nicht, wie ich es geschafft habe, mich zurückzuhalten. Als ich einem Freund davon erzählte, sagte er zu mir: „Du hast nicht Unrecht. Aber versuch doch erst mal, mit ihm zu reden.“ Am nächsten Tag sprach ich meinen Mitschüler in aller Ruhe an. Am Ende konnte ich ihn sogar zu einem Treffen mit meinen Freunden einladen. Nie wieder fand ich Steine in meinem Rucksack.
M.G.

Meine Familie war reich; mir fehlte nichts. Eines Tages lernte ich Menschen kennen, die richtig glücklich schienen, obwohl sie viel weniger hatten. Nach einiger Zeit habe ich verstanden, dass sie ein Geheimnis hatten: Gott. Von ihnen habe ich gelernt, Jesus in den Nächsten zu sehen. Es war nicht einfach, das zu leben, aber ich habe mit kleinen Schritten angefangen: Zuhause hatte ich oft mit meinen jüngeren Geschwistern gestritten; manchmal tagelang nicht mit ihnen geredet. Das war nicht in Ordnung. Ich habe angefangen, mich für sie zu interessieren, mit ihnen zu spielen. Und wenn meine Freundinnen in der Schule mich um Hilfe baten, habe ich mich nicht gedrückt und bei mir gedacht: „Für dich, Jesus.“
L.A.

Eines Abends kam unser Sohn benommen nach Hause, fast abwesend. Er antwortete nicht auf Fragen. In der Nacht ging es ihm miserabel; er hatte Drogen genommen. Vielleicht weil es das erste Mal war, hat sein Körper sehr heftig reagiert. Mir kamen viele Fragen: Wie es dazu gekommen war, woher er die Drogen hatte, in welche Clique er geraten war. Aber ich verstand, dass ich ihn damit nicht bedrängen durfte, sondern ihm einfach nur meine Nähe anbieten konnte. Oft saß ich bei ihm und versuchte, ihm meine Liebe zu zeigen. Eines Nachmittags sagte er zu mir: „Danke, dass du mich so annimmst. Wenn ich eines Tages Vater bin, möchte ich so ein weites Herz wie du haben.“
M.S.

Zu einem sonntäglichen Treffen mit jungen Leuten hatte sich nur ein Jugendlicher eingefunden. Ich entschied mich, ihm dennoch meine Zeit zu schenken. Wir kamen in ein sehr ehrliches Gespräch. Der Student vertraute mir Dinge an, die er noch mit niemandem besprochen hatte. Ich hörte ihm aufmerksam zu. Am Ende sagte er: „Das hat so gutgetan. Irgendwie sehe ich jetzt klarer und habe wieder neuen Mut, meinen Weg weiterzugehen.“
P.M.


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Der Artikel oben ist erschienen in der NEUEN STADT, September/Oktober 2024.
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