20. Januar 2009

Voll ins Unglück

Von nst_xy

Unsere Tochter will einen Muslimen in Indien heiraten.
Bekanntlich leben wir in einer Zeit der Globalisierung, deren Konsequenzen wir noch nicht ab-
schätzen können. Junge Menschen lernen per Internet oder durch Auslandsaufenthalte früh andere Kulturen, Religionen und Menschen kennen. Oft erfahren sie dadurch wertvolle Impulse, die sich positiv auf ihre Entwicklung im frühen Erwachsenenalter auswirken.
Wertvolle Impulse dürfte vermutlich auch Ihre Tochter durch den Aufenthalt in Indien gefunden haben – auf ihrer Suche nach sich selbst und nach der für sie stimmigen Lebensgestaltung. Für Sie als Eltern bedeutet dies, dass Sie Ihre Tochter nun loslassen müssen. Das ist ein schmerzhafter Prozess. Aber Kinder haben das Recht, ihren eigenen Weg zu gehen – zumal wenn sie erwachsen sind.
Um ihren einmaligen Weg im Leben zu finden, bewegt sich Ihre Tochter in einem kulturellen und religiösen Umfeld, zu dem Sie offensichtlich noch keinen Zugang gefunden haben. Sie ist auf der Suche nach religiöser Orientierung, nach dem geeigneten Partner und nach dem Land, in dem sie leben will. Lassen Sie Ihre Tochter ihren Weg gehen! Gleichzeitig sollten Sie alles tun, dass die Beziehung zu ihr nicht abbricht – auch wenn Sie die Entscheidungen Ihrer Tochter nicht verstehen.
Das bedeutet natürlich nicht, dass Sie zu allem immer nur Ja und Amen sagen. Wenn es ein Dialog auf Augenhöhe ist, dann wünschen sich die „Kinder“ geradezu die kritische Meinung der Eltern.
Letztlich sollte Ihre Tochter aber gerade jetzt die uneingeschränkte Liebe ihrer Eltern erfahren. Dies könnte eine wichtige Hilfe sein, dass ihr Lebensweg die Richtung auf Glück und Erfüllung findet.
Hermann Schweers

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Januar/Februar 2009)
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