10. Mai 2009

Geld hatte ich nicht.

Von nst_xy

Erfahrungsberichte

In unserer Fokolargemeinschaft haben wir wöchentlich einen Abend für uns reserviert. Dabei erzählen wir uns auch von unserem Leben nach dem Evangelium.
Vor kurzem berichtete eine von uns dabei von ihrer Arbeit im Altenheim, von vielen Nöten und Sorgen, mit denen sie konfrontiert ist, weil manche Bedürfnisse durch die bestehenden Sozialgesetze nicht abgedeckt sind. So hatten sie gerade kein Geld, um die notwendigen Medikamente für einen Mann zu kaufen; seine rechtliche Situation war noch nicht endgültig geklärt.
Wir hörten ihr zu und waren betroffen. Schweigen lag über unserer Runde. Ich fühlte mich hilflos. Was konnte ich tun? Geld hatte ich keines. In meiner Ohnmacht erinnerte ich mich an das „Wort des Lebens” jenes Monats: „Der Vater wird euch alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet.” Um das Schweigen zu brechen, schlug ich vor, miteinander zu beten und Gott die Situation anzuvertrauen. Alle griffen den Vorschlag erleichtert auf.
Am nächsten Abend erzählte unsere Mitbewohnerin: „Stellt euch vor, heute habe ich aus einer Stiftung 350 Euro bekommen für die Medikamente dieses Mannes. Und außerdem erhielten wir die Mitteilung, dass eine ehemalige Bewohnerin uns in ihrem Testament ihr Geld hinterlassen hatte für die Armen im Heim: 4000 Euro.”
Ich war sprachlos angesichts dieser unmittelbaren und so konkreten Antwort Gottes. Und ich war betroffen: Mit allzu großem Glauben hatte ich am Vorabend meinen Vorschlag nämlich nicht gemacht.
B.G.

Es war nichts geschehen!
Endlich hatten wir etwas in der Hand, um unsere gerechten Ansprüche geltend zu machen. Und beide waren wir – meine Frau und ich – auch davon überzeugt, dass wir diesen Trumpf jetzt ausspielen durften und sollten:
Vor gut zwei Jahren hatte der Besitzer von zwei Nachbargrundstücken neben uns ein Haus gebaut. Wir hatten damals ein kleines Tauschgeschäft vereinbart: Wir würden ihm ein Durchfahrtsrecht über unsere eigene Einfahrt zu seinem Haus einräumen, und er würde uns dafür neben unserem Haus einen gepflasterten Stellplatz mit Carport einrichten.
Unseren Teil hatten wir erfüllt und auch notariell beglaubigen lassen. Aber von seiner Seite war nie etwas geschehen. Auf Nachfrage hatte er immer wieder erklärt, dass er das Projekt jetzt dann bald angehen würde. Dabei war es geblieben.
Nun jedoch wollte er das zweite Grundstück verkaufen und hatte uns gebeten, auch dafür unsere notariell beglaubigte Zustimmung zur Löschung eines Geh- und Fahrtrechts für den neuen Besitzer abzugeben. Grundsätzlich sprach überhaupt nichts dagegen, und wir waren natürlich bereit, ihm diesen Gefallen zu tun – auch ohne weitere Gegenleistung. Aber uns wurde auch klar, dass wir nun wenigstens ein kleines Druckmittel hatten, um ihn dazu zu bringen, doch endlich sein altes Versprechen einzulösen und den Carport zu bauen.
Kaum war uns das klar geworden, stand die nächste Zusammenkunft unseres Bibelkreises an. Ich hatte die Vorbereitung übernommen und stellte das „Wort des Lebens” vom Oktober in den Mittelpunkt: „Gebt, dann wird auch euch gegeben werden …” Schon während des Treffens fiel mir plötzlich unser Nachbar ein. Zuhause sagte ich zu meiner Frau: „Das mit dem Druckmittel ist nicht gut! Am Montag gehen wir zum Notar und geben unsere Zustimmung zu der neuen Anfrage, ganz egal, ob der Nachbar die alte Zusage nun erfüllt oder nicht.”
So machten wir es, ohne unseren Nachbarn davon in Kenntnis zu setzen. Am folgenden Morgen standen die Bauarbeiter vor unserem Haus und begannen, die Pflasterarbeiten vorzubereiten.
T.H.

Sie hatte viele tolle Ideen.
Alle unsere Lehrer waren sich einig: Wir waren die lebhafteste Klasse der ganzen Schule. Vor allem die Mathelehrerin hatte darunter zu leiden. Manchmal konnte sie keinen Unterricht halten, weil wir so unruhig und chaotisch waren. Zwei Mal war sie deshalb sogar in Tränen ausgebrochen.
Zuerst war ich wie alle anderen froh, wenn wir in Mathe nicht so viel lernen mussten. Dann aber dachte ich mir, dass mein Verhalten nicht zu meinem Wunsch passte, für eine geeinte Welt zu leben. Aber was konnte ich tun?
In meiner Klasse sind zwei Jungen, die schon einmal mit mir bei Aktionen der Jugendlichen der Fokolar-Bewegung mitgemacht hatten. Ich habe mit ihnen gesprochen, und wir beschlossen, in Mathe mehr aufzupassen und mitzumachen.
Zu unserer Überraschung haben schon nach kurzer Zeit auch andere mehr aufgepasst. Die Lehrerin war erstaunt, und ihr Unterricht wurde immer besser; sie hatte viele tolle Ideen, und es war leicht, dem Stoff zu folgen. Nach und nach störten immer weniger.
M.T. (15 Jahre)

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Mai 2009)
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