8. November 2009

Begleiter; Faszination; Vorschub

Von nst_xy

NEUE STADT 7+8/2009, Seite 2 und 4, Editorial und Gespräch
Begleiter
Das Editorial „zuhören“ fand ich toll! Ein Motto, das man sich wie ein Buchzeichen ständig vor Augen halten sollte. Mich begleitete der Gedanke besonders bei einem Praktikum in einer Firma und im Hinblick auf die richtige Entscheidung für eine Arbeitsstelle.
Gefreut hat mich auch der Artikel über die Ökumene: „Alles steht und fällt mit den Beziehungen“! Meine spontane Reaktion war, diese Ausgabe sofort zusammen mit dem tollen Flyer an einen Familienangehörigen weiterzuschicken.
Ursula Wojtas, Münster

NEUE STADT 9/2009, Seite 2, Editorial, „Es lebe das Chaos“
Faszination
Das Bild der Chaostheorie hat mir sehr gefallen, da das Phänomen richtig und anschaulich beschrieben wurde. Die anschließende Interpretation wird dem aber nicht gerecht.
Dass eine „kleine Ursache“ eine „große Wirkung“ hervorruft, ist nicht neu. Herausragend an der Chaostheorie ist die Unmöglichkeit, das Resultat eines chaotischen Vorgangs zu bestimmen. Dabei ist die fehlende Vorhersagbarkeit einer Aktion eher Grund zur Frustration als Hoffnungsschimmer. Aber Gott sei Dank gibt es auch durchschaubare Abhängigkeiten: Ereignisse und Vorgänge, bei denen jedes Kind die Konsequenzen lernen kann oder sogar schon intuitiv versteht; ebenso Phänomene, die aufwändige physikalische Theorien erfordern und doch eindeutige Aussagen über den Lauf der Welt liefern. Ohne dies wäre die von Gott gegebene Freiheit, uns für oder gegen etwas zu entscheiden, geradezu lächerlich sinnlos. Gesteht uns Gott Freiheit zu, so muss er uns auch in eine Welt stellen, in der wir unsere Handlungen und deren Konsequenzen verstehen können.
Ist das Chaos also ein Affront gegen unsere Freiheit? Wir Menschen werden das Chaos nie verstehen können, Gott selbstverständlich schon. Folglich besitzt er auch die Möglichkeit, mit kleinen Änderungen im Chaos Unglaubliches zu bewirken. Aber wieso sollte Gott versteckt, geradezu heimlich unsere Welt ändern wollen?
Die Antwort liegt auf der Hand: Offensichtliche Eingriffe würden eine freie Entscheidung für oder gegen Gott faktisch unmöglich machen. Denn niemand könnte sich einer Macht entziehen, deren übernatürliches Eingreifen die Welt in ihren Grundfesten erschüttert.
Hier liegt für mich eine Faszination der Chaostheorie und damit auch der Hoffnungsschimmer: Gott kennt Wege, die Geschichte der Welt zu lenken, ohne dabei das Geschenk der Freiheit zurückzunehmen.
Philipp Renger, Poing

NEUE STADT 9/2009, Seite 4, Gespräch, „Jeder kann etwas ändern“

Vorschub
Leider bleiben die Aussagen von Herrn Habisch zum Teil sehr vage oder gehen an Kernursachen der Finanzkrise vorbei. Gewünscht hätte ich mir, dass die Verantwortung, die jeder Einzelne trägt, klarer herausgearbeitet wird. Wirtschaft beruht unter anderem darauf, Bedürfnisse zu befriedigen. Die Bedürfnisse der Anleger etwa zielen auf höhere Renditen. Das kleine „1 x 1“ einer Anlage besagt: Je niedriger die Rendite, desto sicherer, je höher die Rendite, desto risikobehafteter ist eine Anlage. Die Erwartungshaltung der Anleger in einer kurzen Zeit eine hohe Rendite zu erzielen, ist eine der treibenden Kräfte der Entwicklungen, die wir derzeit an den Finanzmärkten erleben.
Eine andere Regel besagt: Lege dein Geld nicht in Anlageformen an, die du nicht überblickst. Dabei geht es meines Erachtens um einen Kernaspekt: die Beziehung zwischen Kapitalanleger und Kapitalsuchendem, zwischen Verbraucher und Anbieter. Die modernen Kommunikationsformen tragen zur wachsenden Anonymität bei. So sind bestimmte Geldanlagen (und ihre Renditen!) ausschließlich per Internet zugänglich.
Eine andere Fragestellung: Ist es ethisch vertretbar einen Fonds anzubieten oder Anteile daran zu erwerben, der Versicherten die Risikopolice abkauft, dann selbst die Prämien weiterzahlt und die Versicherungssumme kassiert, sobald derjenige, der die Police ursprünglich abgeschlossen hatte, stirbt? Weit über zwei Milliarden Euro haben deutsche Anleger in derartigen Fonds angelegt. Jetzt erwägen sie eine Klage, weil die Versicherten entgegen der Prognose länger leben und den Fonds damit nicht wie erhofft die Mittel für die Ausschüttung zufließen.
Abschließend: Das Versagen der nationalen Regulierungsinstrumente hat sehr wohl einen Beitrag an der Finanzkrise. Wer hier von funktionierenden Regulierungsinstrumenten spricht, leistet der nächsten Finanzkrise Vorschub.
Wolfgang Cremer, Sechtem

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, November 2009)
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