10. Januar 2010

Jüdische Eliten für Deutschland

Von nst_xy

Ein neues Förderungswerk unterstützt künftig jüdische Studierende in Deutschland.

Wir sind unendlich dankbar über die Wiederkehr jüdischen Lebens und jüdischer Kultur in unserem Land“, sagte die deutsche Bildungsministerin Annette Schavan bei der Eröffnung des Ernst-Ludwig-Ehrlich-Studienwerkes (ELES) in Berlin. Das Studienwerk soll begabte jüdische Studierende und Doktoranden aus Deutschland oder den EU-Mitgliedsländern fördern. Schavan verwies bei der Feier im November auf die herausragende Bedeutung, die Bildung und Wissenschaft traditionell für die jüdische Identität hätten. Eine demokratische Gesellschaft brauche Menschen, „die in besonderer Weise ein Gewissen für das Ganze entwickeln und bereit sind, sich im Gemeinwesen zu engagieren“. Dazu trage künftig das ELES bei.
Benannt ist das Studienwerk nach dem Historiker und Religionswissenschaftler Ernst Ludwig Ehrlich (1921-2007). Der gebürtige Berliner gehörte zu den wichtigsten Vertretern des jüdisch-christlichen Dialogs der vergangenen Jahrzehnte. Für diese Bemühungen hatte er unter anderem im Jahr 2004 den Klaus Hemmerle Preis der Fokolar-Bewegung in Deutschland erhalten.
Die Schirmherrin des Werkes und Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, sieht in dem Projekt ein „hervorragendes Beispiel für eine Renaissance jüdischen Lebens in Deutschland“, auch wenn Deutschlands Juden von der blühenden Gemeinde der Weimarer Republik „immer noch weit entfernt“ seien. Das Stipendienprogramm trage zum Aufbau einer jüdischen Elite bei und zeige, dass die Juden in Deutschland „an eine Zukunft glauben“.
Das Werk will zunächst 50 Stipendien an Studierende und 20 weitere an Doktoranden vergeben. In der vollen Ausbaustufe sollen 350 Stipendien zur Verfügung stehen. Neben der finanziellen Absicherung will ELES durch „ideelle Förderung“ jüdische Identität, Verantwortungsbewusstsein und Dialogfähigkeit der Stipendiaten stärken.
Der ELES-Beiratsvorsitzende und Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik betonte, er freue sich auf eine neue Generation jüdischer Intellektueller in Deutschland. Im Beirat wirken unter anderen der Architekt Daniel Libeskind und der Leiter des katholischen Cusanuswerks, Josef Wohlmuth, mit.
KNA

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Januar/Februar 2010)
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