11. Mai 2010

Das war paradox!

Von nst_xy

Wir sind eine Gruppe Jugendlicher in einer Stadt im Nordosten von Brasilien und treffen uns regelmäßig, um das monatliche Lebenswort zu lesen und uns zu erzählen, wie wir es in unserem Leben umsetzen. In unserer Stadt gibt es keine öffentlichen Transportmittel. Deshalb sind wir auf das Fahrrad angewiesen, um in die Schule, in die Arbeit oder zu Freunden zu kommen. Auch Flavio, einer von uns, braucht sein Fahrrad, um regelmäßig die Kuchen und Kekse, die seine Mutter bäckt, an verschiedene Geschäfte in der Stadt auszuliefern.
Eines Tages, während wir zusammen waren, hat jemand das Fahrrad von Flavio geklaut. Wir waren geschockt: Wie konnte Jesus das  zulassen? Während wir uns trafen, um zu überlegen, wie wir für ihn leben können! Und ausgerechnet das Rad von Flavio, der es so dringend brauchte; wovon sollte seine Familie leben, wenn die Kuchen nicht rechtzeitig ausgeliefert wurden?
Als jemand vorschlug, dass wir die ganze Situation Jesus anvertrauen sollten, schien mir das zunächst paradox. Aber weil einige von uns nicht von der Idee abwichen, haben wir miteinander um eine Lösung gebetet. Dann haben wir uns überlegt, wie wir Flavio helfen konnten, und einer hat ihm zunächst einmal sein Fahrrad geliehen.
Zwei Wochen später hatte einer der Kunden, zu dem Flavio die Kuchen der Mutter brachte, nicht genug Geld, um die Lieferung zu bezahlen. Er schlug stattdessen vor, seine Schulden mit einem fast neuen Fahrrad zu begleichen. Sofort hat Flavio uns allen diese tolle Nachricht weiter gegeben; wieder einmal hatte Jesus eingegriffen. A.d.S.

Ein heißer Tee war das Mindeste!

An einem kalten Tag traf ich auf dem Spielplatz bei unserem Haus eine junge Frau mit einem zweijährigen Sohn und einem Säugling. Wir kamen ins Gespräch. Kurze Zeit später begann das Baby zu weinen; es hatte Hunger. Die Mutter wollte das Kind stillen, und ich bot ihr an, mit in unsere Wohnung zu kommen, weil es draußen so kalt war. Aber sie lehnte ab, es gehe schon so.
Kurz danach wollte ich in unsere Wohnung hinaufgehen, weil meine Kinder noch mehr Sandspielzeug wollten. Sie bot sich an, währenddessen die Kinder im Auge zu behalten. Unterwegs erinnerte ich mich daran, wie durstig ich selbst immer beim Stillen war. So stellte ich schnell den Wasserkocher an und machte ihr einen großen Becher Kräutertee, den ich mit hinunter nahm. Als ich ihr – zurück auf dem Spielplatz – den Tee in die Hand drückte, hat sie sich sehr gefreut. Inzwischen treffen wir uns öfters. Gerade letzte Woche hat sie mich daran erinnert, wie ich ihr bei unserer ersten Begegnung den Tee gekocht habe, ohne dass sie danach gefragt hatte. So etwas sei ihr noch nie passiert!
Erst habe ich ein wenig gezögert, aber dann habe ich ihr doch erzählt, dass ich mir die Goldene Regel als Richtschnur im Alltag nehme: „Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen!” Sie hörte interessiert zu, und es ergab sich ein intensives Gespräch über Gott und meinen Glauben an ihn. P.S.

Die Sache ging mir nicht aus dem Kopf.

Nach der Chorprobe gehen wir manchmal noch zum Ausklang in eine Pizzeria. Eines Abends erfuhr ich dort, dass dem Mann einer Bekannten fristlos gekündigt worden war. Die Familie hat zwei kleinere Kinder, und sie hatten gerade ein altes Siedlerhaus erworben und waren jetzt dabei, es zu renovieren. Bei längerer Arbeitslosigkeit bestand die Gefahr, dass sie die Darlehensraten nicht mehr pünktlich bezahlen konnten.
Zunächst verhielt ich mich einfach ruhig. Aber die Sache ging mir nicht aus dem Kopf. Mein Mann ist seit zehn Jahren selbstständiger Bauingenieur mit Ingenieurbüro und Baufirma. Je nach Auftragslage wird es manchmal auch bei uns eng. Dann wissen wir nicht, wie wir für die drei Angestellten genug Arbeit sichern sollten. Im Moment hatten wir jedoch gerade viel zu tun. Aber ob der Mann an einer Arbeit bei uns gefallen finden könnte? Er war bisher im Elektrovertrieb, da war es bei uns doch sicher anstrengender und viel schmutziger.
Und auch wenn das Ganze nur eine vorübergehende Lösung war, für uns war es doch mit einem gewissen Aufwand verbunden – die Anmeldung beim Arbeitsamt, Steuerberater, Arbeitsvertrag und einiges mehr. Ich zögerte und sah vor allem die Schwierigkeiten.
In einem Kreis, in dem ich mich mit anderen Frauen treffe, um uns als Christen zu stärken, habe ich diesen Vorfall dann kurz angesprochen.
Im Miteinander und in Gesprächen mit meinem Mann, kamen wir dann zu dem Entschluss, die betreffende Familie doch zu fragen, ob der Mann nicht bei uns arbeiten wollte, bis er wieder einen festenJob hatte. Sie haben sich so sehr darüber gefreut, dass sie mit ihren Problemen nicht isoliert dastanden, sondern wir ihnen Hilfe angeboten hatten.
Inzwischen hat der Mann ein paar Monate für uns gearbeitet und nun die Zusicherung, dass er in Kürze wieder eine feste Arbeitsstelle in seinem erlernten Beruf antreten kann. I.S.

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Mai 2010)
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