12. Juli 2010

Einmal auf die Schulter klopfen

Von nst_xy

Was nicht kommuniziert wird, geht verloren, – und wer nicht kommuniziert, auch.

Ausgerechnet 160 Medienschaffende, also Menschen, die von Berufswegen ständig kommunizieren, trafen sich im Juni zu einem Fachseminar in Rom, um miteinander über ihre Art der Kommunikation zu sprechen.
Kennen lernen brauchten sie einander nicht, weil sie alle bereits im „netOne“, dem Mediennetzwerk der Fokolar-Bewegung weltweit ständig miteinander verbunden sind. Wozu also noch so eine Begegnung? Die Antwort des Filmemachers und Journalisten Winfried Baetz, der von dieser Veranstaltung berichtet, lautet: „Auf die Schulter klopfen – statt auf die Tasten eines PCs.“
Nun, wenn man den Bericht aufmerksam liest, kann man sich vorstellen, dass Schultern und Computer kein Gegensatz mehr sein müssen. Moderne „Kommunikatoren“ sind durchaus in der Lage, einem mit der linken Hand auf die Schulter zu klopfen und mit der rechten Hand über Twitter der ganzen Welt mitzuteilen, wem die Schulter gehört. Es braucht beides: die Begegnung und das Kommunizieren, das Berichten, das Erzählen von dieser Begegnung, durch das ein Ereignis nicht verloren geht, sondern Kreise zieht.
Das ist letztlich der Grund, warum die NEUE STADT Leserreisen veranstaltet, wie in diesem Jahr ins
Heilige Land. Was die rund 50 Mitreisenden erleben, geht nicht verloren, weil wir es Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, mitteilen: die Begegnungen mit den jüdischen Pionieren im Kibbutz; mit den palästinensischen Jugendlichen, die wütend ihre Steine über uns hinwegwarfen; mit den Fokolaren in Jerusalem, die solche Szenen als ihren „Alltag“ bezeichnen; und nicht zuletzt die Begegnung mit
dem Gottmenschen Jesus Christus, der dieses Land für sein Erlösungs werk ausgesucht hat.
Von der Bedeutung der persönlichen Begegnung erfahren Sie aber auch in der Geschichte von Elfriede
Glaubitz. Für die kirchliche Eherichterin ist das, was sie in ihren persönlichen Gesprächen erfährt, zwar nicht im Internet zu veröffentlichen. Aber es wird trotzdem oft entscheidend für den weiteren Verlauf des Lebens zweier Menschen.
Begegnung, die kommuniziert wird, ist auch die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika. Es
brauchte die realen Begegnungen dort auf den Fußballplätzen, damit wir hierzulande die Vuvuzela
kennen lernen konnten, mit deren nervigem Ton sich der „schwarze Kontinent“ doch so nachhaltig in
unser Bewusstsein eingebrannt hat.
Und sogar das internationale Priesterjahr der katholischen Kirche, über das wir so viele – teils auch unbequeme und schmerzliche – Informationen erhalten haben, zeigt sich noch einmal aus einem anderen Blickwinkel durch die persönliche Beteiligung des jungen Priesters Tobias Hänel, der uns an seinen Eindrücken teilhaben lässt.
Auch Kommunikation über die Medien kann zur Begegnung führen, aber sie kann das reale Miteinander
nie ganz ersetzen. Die kommende Urlaubszeit ist eine gute Gelegenheit, persönliche Begegnungen besonders intensiv zu pflegen und zu genießen – dann hat man hinterher auch viel zu berichten.
Ihr
Joachim Schwind

Die Beziehung zum Du ist unmittelbar.
Zwischen Ich und Du steht kein Zweck,
keine Gier und keine Vorwegnahme.
Alles Mittel ist Hindernis.
Nur wo alles Mittel zerfallen ist,
geschieht Begegnung.
Martin Buber

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Juli/August 2010)
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