12. November 2010

Vorsicht: Schwindelerregend!

Von nst_xy

Haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, Angst vor Veränderung? Wenn ja, dann sollten Sie dieses Heft wohl besser wieder zuschlagen und zur Seite legen. Denn beim Lesen dieser Ausgabe der NEUEN STADT wird sich – dessen bin ich mir sicher – einiges in Ihnen verändern:

Das Interview mit Rainer Hagencord zum Beispiel ist geeignet, Ihre Essgewohnheiten in Frage zu stellen, Ihren Blick auf die uns umgebende Welt zu weiten, ja sogar Ihr Gottesbild zu verändern. Der Bericht über die “Solidarischen Einkaufsgruppen” in Italien könnte zum Anstoß für ein neues Konsumverhalten werden und vielleicht auch auf der Nordseite der Alpen Nachahmer finden. Das Porträt von Charles Morfaw wird vermutlich Ihre Ansichten über den afrikanischen Kontinent ins Wanken bringen. Der Diskussionsbeitrag von Regina Maria Lösch über das Leistungsdenken in der Erziehung könnte sich auswirken auf Ihren Umgang mit Kindern. Und der Bericht über die von Jugendlichen ins Leben gerufene internationale Partei “Horizont Europa” wird Ihre Meinung zu diesem Kontinent und seinen Institutionen beeinflussen.

Zuviel Veränderung? Lassen Sie sich beruhigen mit dem Hinweis darauf, dass Sie sich gar nicht groß anstrengen müssen. Einfach zurücklehnen und lesen! Die Veränderungen passieren dann von alleine. Wenn Sie jedoch trotzdem in Sorge sind, dass Ihnen von all dem Wandel an Blickwinkeln und Einstellungen schwindelig werden könnte, dann hilft nur, was einen bei kurvigen Fahrten vor der Reisekrankheit bewahrt: den Blick fest auf das Ziel richten.

Aber wohin geht die Reise? Was ist das Ziel, zu dem wir von der NEUEN STADT Sie, liebe Leserinnen und Leser, mitnehmen möchten? Was gilt es, bei allem Wandel und allen Veränderungen nicht aus den Augen zu verlieren?

Eine Antwort auf diese Frage könnte lauten: Die NEUE STADT setzt sich ein für mehr Zusammenhalt in allen Lebensbereichen. Dieses Ziel haben wir bei allen Beiträgen im Blick. Sie können es – direkt oder indirekt – in all den genannten Artikeln wiederfinden.

Auf das schöne deutsche Wort „Zusammenhalt” hat mich übrigens der deutsche Bundespräsident Christian Wulff gebracht. Seine bemerkenswerte Rede vom 3. Oktober zum 20. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung trägt den Titel: „Vielfalt schätzen – Zusammenhalt fördern”.

Es könnte das Motto dieser, ja jeder Ausgabe der NEUEN STADT sein: „Vielfalt schätzen” bedeutet, Veränderung zulassen, offen sein für Neues, bereit sein, sich von anderen bereichern zu lassen. „Zusammenhalt fördern” ist dagegen das gemeinsame Ziel, das es bei aller Offenheit und Bereitschaft zur Veränderung immer im Blick zu halten gilt.

Wer Christian Wulff vorwirft, dass er mit seiner Rede leichtfertig die christlich-abendländische Kultur verraten habe, weil er in diesen Prozess auch die muslimischen Mitbürger einbezieht, hat eines nicht verstanden: Das dynamische Miteinander von Vielfalt und Zusammenhalt ist das innerste und wesentlichste Prinzip des Christentums, das Prinzip des drei-einen Gottes.
Ihr
Joachim Schwind

“Ein freiheitliches Land wie unseres … lebt von Aufgeschlossenheit für neue Ideen. Zu viel Gleichheit erstickt die eigene Anstrengung und ist am Ende nur um den Preis der Unfreiheit zu haben.
Die erfolgreichste Art Zusammenhalt zu stärken, ist anderen zu vertrauen und ihnen etwas zuzutrauen. Menschen können so vieles erreichen, wenn jemand an sie glaubt und sie unterstützt.”
aus der Rede von Bundespräsident Christian Wulff zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2010 in Bremen

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, November 2010)
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