13. Januar 2011

Kein Zwang zur Bekehrung

Von nst_xy

Kirchen arbeiten an Verhaltenskodex fürs Missionieren

Missionieren ja, aber ohne psychologischen Druck, ohne finanzielle Anreize und immer respektvoll: Die großen Konfessionen wollen in Kürze gemeinsame Empfehlungen für einen Verhaltenskodex für die Mission herausgeben. Der Vatikan und der Ökumenische Rat der Kirchen hatten dazu bereits 2006 ein Studienprojekt gestartet, in das sich bald auch die Weltweite Evangelische Allianz einklinkte.

Im Verlauf der Studien haben sie die gemeinsame Selbstverpflichtung zu einer ethisch sauberen Mission entwickelt. Wird sie dann von allen unterzeichnet, ist es das erste Dokument, hinter dem fast die gesamte Christenheit steht: Die drei Institutionen vertreten zusammen rund 95 Prozent aller Christen.

Mission sei in den letzten Jahren zunehmend umstritten, beobachtet Thomas Schirrmacher, Leiter des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit der Evangelischen Allianz. Vor allem protestantischen Pfingstlern und Mitgliedern evangelikaler Freikirchen werde vorgeworfen, sich provokanter Missionsmethoden zu bedienen, erläuterte er im Missionsmagazin „Kontinente”. Christen hätten in einigen Ländern häufiger unter Aggressionen zu leiden: Aufdringliche Missionsmethoden einiger weniger führten immer wieder zu Rache- oder Strafaktionen extremistischer Hindus oder Muslime, die nicht zwischen christlichen Konfessionen unterscheiden.

Die eingangs genannten ethischen Grundsätze werden in den Verhaltensempfehlungen für die Bereiche Familie, Frauen- und Kinderrechte, Sozialarbeit, Finanzen, Politik und Staat durchdekliniert. Der Kodex will auch klarstellen, dass sich soziales Engagement aus dem Verständnis der christlichen Nächstenliebe ergibt und keine Bekehrungsstrategie bedeutet. beh

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Januar/Februar 2011)
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