17. Mai 2011

An Kate und William

Von nst_xy

Im Herzen ein Prinz

Lieber William, liebe Kate,
jeder bekommt weiche Knie, wenn er an den Traualtar tritt. Und vielleicht macht es da keinen großen Unterschied, wenn neben dem Blitzlichtgewitter der Verwandtschaft auch noch die Fernsehkameras der Weltpresse filmen. Möglichst normal wolltet Ihr Eure Hochzeit gestalten, ohne Klischees, ohne Starallüren, ohne meterlange Schleppe. Es sollte Euer Tag sein, mit Euren Freunden, Eurem Stil, so festlich wie nötig und so schlicht wie möglich. Wolltet Ihr damit schon Zeichen setzen und den Schatz Eurer Liebe vor mächtigen Erwartungen schützen? Euch schien wichtig, Euer Ja zueinander offen für alle, aber frei und authentisch zu feiern.
Wir freuen uns mit Euch und gratulieren von Herzen! Auch wir haben eine Vision von Glück, vom „Geheimnis” gelungener Beziehungen und suchen immer wieder nach Vorbildern. So schreiben wir Euch und wünschen Euch in einigen Punkten besonderes Glück.
Liebe Kate, als Diana vor dreißig Jahren Williams Vater Prinz Charles heiratete, war sie genauso erwartungsvoll wie Du. Doch zeigte nicht schon der äußere Prunk, dass eine übermächtige Öffentlichkeit Regie führte und das Brautpaar in eine Rolle drängte? Von den Medien wurde es hochstilisiert, getadelt, gejagt. Ihr beide lasst Euch offenbar weder jagen noch etwas vorschreiben. Hut ab, das ist nicht leicht in Eurer Position!

Ihr richtet Euch weniger an Vorstellungen anderer aus als am sicheren Blick auf die Beziehung, die zwischen euch beiden wächst.

Wir wünschen Euch, dass es Euch auch weiterhin gelingt, Euer Leben als Paar von innen heraus, statt von außen gesteuert zu führen, und dass Euch echte Freunde in schweren Stunden genauso zur Seite stehen wie am Freudentag der Trauung.
Alle Welt schaut so erwartungsvoll auf Euch, weil sie eigene Träume am echten Prinzenpaar verwirklicht sehen will. Jeder möchte gern Die oder Der Eine für immer sein, und keine Prinzessin nur für einen Tag. Ihr sollt beweisen, dass es wahr ist: Ganz unvorhergesehen kann sich Liebe entzünden und zwei Menschen herausheben aus allen anderen. Jeder möchte total geliebt sein und erleben, dass die Liebe auch hält. Das ist eine schwierige Hypothek. Bei Märchenprinzen und -prinzessinnen gibt es die böse Fee. Psychologen sehen darin die unbequemen Seiten einer Partnerschaft, denen man sich nicht stellt, die Angst machen.
Wir wünschen Euch, dass Ihr das anfängliche Bild vom Prinzen/der Prinzessin Eures Herzens hütet, bei aufkommenden Schatten am anderen die lichtvollen Seiten nicht überseht, und trotz Enttäuschungen die Liebe reifen lasst.
Alles scheint zu stimmen: eine grandiose Feier, eine Woge der Anteilnahme, ein sicherer Weg, ein Königreich zu Euren Füßen. Als ob Reichtum, hohe Stellung, Sicherheitsapparat und Jubel der Massen Garantie wären für dauerhaftes Glück. Ihr wisst offenbar: Das Glück ist größer als ihr beide und stets ein Geschenk. Nicht umsonst heißt es, Ehen würden im Himmel geschlossen; vor dem Altar in Westminster Abbey habt Ihr diese Dimension bezeugt. Es ist wohl kaum der andere, der alle Ansprüche einlösen kann, es ist die göttliche Dimension, die seit Adam und Eva jedes Paar verbinden und führen will. Solch eine Liebe kann aber nie beim Partner eingeklagt werden, nur bei sich selbst.
Wir wünschen Euch, dass Ihr die ursprüngliche, tiefe Vision von der glücklichen Einheit zweier ganz unterschiedlicher Leben als Reichtum bewahren und den vielen Menschen weitergeben könnt, die Euch begegnen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Die Redaktion der NEUEN STADT

Unser Offener Brief wendet sich an Kate Middleton und Prinz William Moundbatten-Windsor, die am 29. April in London geheiratet haben.

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Mai 2011)
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