14. Juli 2011

Wort des Lebens – Juli 2011

Von nst_xy

„Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“ (Matthäus 26,41)

Diese Worte sagt Jesus zu Petrus, Jakobus und Johannes, als er sie schlafend vorfand, während er im Garten Getsemani Todesängste ausstand. Er hatte diese drei Apostel mitgenommen, damit sie ihm in dieser schweren Stunde nahe seien. Sie waren auch auf dem Berg Tabor Zeugen seiner Verklärung gewesen. Nun sollten sie sich zusammen mit ihm im Gebet auf die schwere Prüfung vorbereiten, die auch ihnen bevorstand.

„Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“

Unter den genannten Umständen sind diese Worte Jesu an die Jünger nicht so sehr eine Ermahnung; vielmehr bringen sie seine innere Not zum Ausdruck. Angesichts der bevorstehenden Passion betet er mit allen Kräften des Geistes und kämpft gegen die Angst und den Schrecken des Todes an. Schließlich überlässt er sich ganz der Liebe des Vaters. Er will bis zur letzten Konsequenz dem Willen des Vaters treu bleiben. So versucht er die Apostel zu ermutigen, dasselbe zu tun.
Jesus erscheint uns hier als das Vorbild für alle, die etwas Schweres anzugehen haben; zugleich stellt er sich in jenem dramatischen Augenblick als Bruder an unsere Seite.

„Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“

Die Mahnung zur Wachsamkeit kommt bei Jesus wiederholt vor. Wachen bedeutet für ihn, sich nicht von einer geistlichen Schläfrigkeit übermannen zu lassen, sondern achtsam zu sein auf den Willen Gottes im Alltag. Vor allem aber geht es darum, die Schwierigkeiten und das Leid im Licht der Liebe Gottes zu deuten.
Doch keine Wachsamkeit ohne Gebet. Denn das Gebet ist unerlässlich, um Krisen zu überwinden. Die Schwäche gehört zur Natur des Menschen. Aber durch die Kraft, die vom Heiligen Geist kommt, kann sie überwunden werden.

„Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“

Wie können wir nun das Wort dieses Monats leben?
Auch wir müssen ja jeden Tag mit kleineren und größeren Prüfungen rechnen. Normale Schwierigkeiten, Krisen und Anfechtungen hat jeder durchzumachen.
Dazu bedarf es jener Wachsamkeit, von der Jesus spricht. Gott will uns durch Schwierigkeiten nicht entmutigen; er möchte vielmehr, dass wir gestärkt aus ihnen hervorgehen und daran reifen.
Doch das gelingt nicht ohne das Gebet. Es erweist sich als notwendig, weil wir in solchen Augenblicken stets einer zweifachen Versuchung ausgesetzt sind: Einerseits meinen wir, allein damit fertig zu werden; andererseits erfahren wir genau das Gegenteil, nämlich die Angst zu scheitern, weil die Prüfung über unsere Kräfte geht. Jesus dagegen gibt uns die Zusicherung, dass der Vater im Himmel uns die Kraft des Heiligen Geistes schenken wird. Wir müssen nur wachsam sein und ihn mit Vertrauen um seine Gegenwart bitten.
Chiara Lubich

Erstmals veröffentlicht in: NEUE STADT, April 1990

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Juli/August 2011)
Ihre Meinung ist uns wichtig, schreiben Sie uns! Anschrift und Email finden Sie unter Kontakt.
© Alle Rechte bei Verlag Neue Stadt, München