23. Dezember 2011

Wie feiern wir Weihnachten?

Von nst_xy

Das perfekte Fest

In jedem Winkel ist es blitzblank und sauber, alle Fenster haben weiße, frisch gestärkte Gardinen, in allen Leuchtern stecken Kerzen, die Kupferkessel blinken an den Wänden… Zessen haben wir, dass es bis zum nächsten Weihnachtsfest reichen müsste.”  So sieht Weihnachten bei Astrid Lindgren in Birkenlund aus.

Mir gefallen diese Erzählungen aus meiner Kindheit und ich träume noch immer von einem Weihnachtsfest mit perfektem Rahmen. Aber das gibt es bei uns nicht. Bis zum 23. Dezember nimmt mich die Schule in Beschlag, das Geschenke-Besorgen und -Einpacken dauert bis zum letzten
Moment, die Waschmaschine ist im Dauereinsatz.
Was mir hilft, Stress zu vermeiden, ist, die Ansprüche herunterzuschrauben: Muss es wirklich überall blitzblank und sauber sein? Traditionen im Speiseplan ersparen immer neue Überlegungen, was gekocht und eingekauft werden soll. Im Laufe des Jahres hat uns einmal ein Menü viel Spaß gemacht, zu dem jeder aus der Familie einen Gang beigesteuert hat. Das wollen wir jetzt auch an einem der Weihnachtsfeiertage ausprobieren.
Früher haben wir in unserer Familie viel vorgelesen. Jetzt sind die Kinder groß. Im letzten Jahr haben wir am Abend vor Heiligabend eine Vorlesestunde gehalten, wo jeder eine Geschichte, ein Gedicht oder einen Buchauszug einbringen konnte. Eines der Kinder las aus Erinnerungen meines Großvaters vor, die er über Weihnachten in russischer Kriegsgefangenschaft geschrieben hatte. Allein, dass sich alle Familienmitglieder auf meinen Vorschlag eingelassen hatten, war schon ein Geschenk für mich und half, mein inneres Tempo zu verlangsamen.
An Heiligabend gehen wir gemeinsam zu einem Gottesdienst. Der ist ohne Kirchenchor und Heerscharen von Messdienern, aber auch ohne Stehplätze und drangvolle Enge, mit festlicher Trompetenmusik und großer Konzentration auf das Wesentliche der Weihnachtsbotschaft. Darauf freue ich mich jedes Jahr! Katharina Parlasca

*) Astrid Lindgren, Pelle zieht aus. Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 1985.

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Dezember 2011)
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