14. Januar 2013

Schnell noch ein Kuss und dann weg

Von nst1

Wie lassen sich die vielen Termine vereinbaren, ohne dass das Familienleben leidet?

Ich biege in die Einfahrt, da geht die Tür auf, meine Frau steht schon im Mantel. Im Stehen tauschen wir noch schnell die wichtigsten Informationen aus: „19 Uhr Kind 1 in der Turnhalle abholen; Kind 2 schreibt morgen Mathe, deshalb Einmaleins üben; im Kühlschrank steht noch… Hoffe, ich bin rechtzeitig da, wenn du wieder los musst…“ Ein Kuss, ein Lächeln und weg.
Szenen wie diese sind bei vielen Familien Alltag. Jobs, Verpflichtungen, Aufgaben der Eltern und Vereinsmitgliedschaften der Kinder führen dazu, dass die Familie selten komplett ist. Die Gefahr besteht, dass man nichts voneinander weiß, sich gleichgültig wird, sich auseinanderlebt. Was kann man tun?
Ein Ansatz ist es, die Aufmerksamkeit für die gemeinsamen Familienmomente zu schärfen, diese gezielter herbeizuführen und bewusster zu erleben. Nach dem Kino-Sonntagnachmittag, dem Ausflug, dem gemeinsamen Backen sind die familiären Bindungen oft stabiler und Belastungen werden nicht als solche empfunden. Doch das geht nur bedingt. Um Zeit dafür zu gewinnen, kann es nötig sein, auszumisten, Aufgaben und Termine zu streichen. Aber welche?
Manches Engagement, so ehrenhaft es sein mag, ist einfach zu viel. Mit manchen Freizeitbeschäftigungen der Kinder, so förderlich sie auch sind, übernimmt sich die Familie. Manches Kindergarten- oder Schulfest wird auch ohne unseren Kuchen nicht zum Desaster.
Doch die Bewertungen, was zu tun und zu lassen ist, sind bei jedem unterschiedlich und bedürfen des Gesprächs. Was für den einen eine Überlastung, ist für den anderen noch gut zu tragen. Im Dialog gilt es, sich auf die Wertungen der Kinder und des Partners einzulassen. Mir hilft der Satz: „Man muss zwischen dem Guten und dem Richtigen unterscheiden.“ Christen kann dabei das Gespräch mit Gott eine Hilfe sein. Auch Freunde sehen die Situation von außen manchmal klarer. All das kann beitragen, dass die Familie ihren eigenen Weg findet.
Johannes Wehr

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, November 2012)
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