19. April 2013

Keine Tierversuche für die Schönheit

Von nst1

EU setzt Verkaufsverbot für Pflege- und Schönheitsprodukte, die an Tieren getestet wurden, in Kraft. 

Seit 11. März dürfen innerhalb der EU keine neuen Kosmetikprodukte und Inhaltsstoffe mehr zum Verkauf angeboten werden, die an Tieren getestet wurden. Das Verkaufsverbot gilt für Shampoo, Zahnpasta, Seife, Körperlotion, Lippenstift und alle anderen Schönheits- und Pflegeprodukte, unabhängig davon, ob sie in Europa oder anderswo in der Welt hergestellt wurden.
Dies ist der letzte Schritt eines mehrstufigen Verfahrens, das die Europäische Kommission in den letzten Jahren durchgesetzt hat. Schon seit 2004 dürfen fertige Kosmetik-Produkte in Europa nicht mehr an Tieren getestet werden und seit 2009 gilt dies auch für einzelne Inhaltsstoffe. Die schrittweise Umstellung sollte der Industrie Zeit geben für die Forschung an tierfreien Testmethoden. Trotzdem konnten die Hersteller das Verbot dadurch umgehen, dass sie die Tierversuche außerhalb der EU durchgeführt haben.
Die EU-Kommission erhofft sich von dem Verkaufsverbot, dass die Forschung in diesem Bereich noch gefördert wird, und hat selbst zwischen 2007 und 2011 insgesamt 238 Millionen Euro dafür zur Verfügung gestellt.

Während Wissenschaftler den Nutzen für die Forschung betonen, lehnen Tierschützer die Versuche schon lange als unethisch ab. Rund 2,9 Millionen Wirbeltiere wurden 2011 in Deutschland für Tierversuche und andere wissenschaftliche Zwecke verwendet. Gut 80 Prozent davon waren Nager wie Mäuse und Ratten. Menschenaffen wurden zuletzt 1991 für Tierversuche verwendet. Fast drei Viertel der Tiere dienten der Erforschung von Krankheiten.
Auch in Zukunft sind Pflege- und Schönheitsprodukte gänzlich ohne Tiertests nicht immer zu haben, kritisiert der Bundesverband der Tierversuchsgegner. Für Substanzen, die auch in anderen Bereichen wie zum Beispiel der Pharmaindustrie eingesetzt werden, gilt die Testung nach dem Chemikalienrecht, das Tierversuche auch weiterhin zulässt.
Die Kosmetikbranche reagierte kritisch auf das Verkaufsverbot und sieht insbesondere die Innovationsfähigkeit der Branche in Gefahr. Dennoch betont auch der Branchenverband der Kosmetikindustrie „Cosmetic Europe“, dass man an tierversuchsfreien Tests interessiert ist, denn diese Alternativmethoden sind meistens schnell und auch noch kostengünstiger. Allerdings hält man dort Begriffe wie tierversuchsfrei für irreführend, da die Sicherheit praktisch aller Inhaltsstoffe in Kosmetikprodukten auf Daten beruhe, die zuvor an Tieren gewonnen wurden.
Gabi Ballweg

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, April 2013 )
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