12. Mai 2014

Möbel-Ideen zum Selber-Zimmern

Von nst1

Kostenlos downloadbare Bauanleitungen für Leute mit kleinem Geldbeutel

Einfache, praktische, aber auch ästhetisch anspruchsvolle Möbel selbst bauen, mit geringem Aufwand, günstig und zügig: Diese Idee verfolgt der Architekt Van Bo Le-Mentzel aus Berlin. „Konstruieren statt Konsumieren“ ist sein Motto. Der 37-Jährige, der mit zwei Jahren aus Laos nach Deutschland kam, denkt bei seinem Projekt vor allem an Menschen, die nicht viel Geld zur Verfügung haben und ständig überlegen müssen, wie sie über die Runden kommen. „Ich war selbst viele Jahre abhängig von Sozialhilfe“, sagt er. Etwa ein Drittel derjenigen, die seine Zusammenbaupläne in die Tat umsetzen, sind Hartz-IV-Empfänger. Le-Mentzel will sie anregen, ihr Leben buchstäblich stärker selbst in die Hand zu nehmen. Sein Credo: Eigenhändig etwas Bleibendes geschaffen zu haben, ist ein Erfolgserlebnis, das auch andere Projekte im Leben meistern hilft.

Ob Stuhl, Sessel, Schlafsofa, Regal oder Tisch: Wieso sollen sich nur Reiche hochwertiges Design leisten können? Seine Entwürfe darf jeder nachbauen. Bei der Entwicklung der Möbel orientiert sich Van Bo Le-Mentzel an bekannten Stilrichtungen wie dem Weimarer „Bauhaus“. Im Blick hat er dabei eine Umgebung mit wenig Platz. Sein Ziel; in einer 21 Quadratmeter kleinen Hartz-IV-Wohnung die Lebensqualität erhöhen.

Der „24 Euro Chair“, sein erstes Werk mit diesem Anspruch, ist in 24 Stunden zusammengebaut. Das Material kostet 24 Euro; die Holzbestandteile kann man sich im Baumarkt aus einem einzigen Brett kostenlos zuschneiden lassen. Die Maße sind so handlich, dass sie sogar in einen Rucksack passen, also zu Fuß oder mit dem Fahrrad transportiert werden können.
Das „SiWo Sofa“ (für Single-Wohnungen) löst das Raumproblem in Einzimmer-Appartments: Tagsüber dient es als Couch, lässt sich aber für die Nacht in ein Bett umwandeln. Der „Berliner Hocker“ ist nicht nur Sitzgelegenheit für Groß und Klein, sondern auch als Regal, Ablage, Rednerpult oder Beistelltisch verwendbar. Das nötige Holz zum Preis von 10 Euro soll mit 10 Schrauben per Akkubohrer in 10 Minuten zum Hocker werden können.

Rund ein Dutzend Baupläne können gratis von der Internetseite hartzivmoebel.de heruntergeladen werden. Als Gegenleistung wünscht Le-Mentzel einzig, dass der Nutzer ihm seine ganz persönliche Geschichte mit dem Do-it-yourself-Möbel, vielleicht mit Foto, zur Online-Veröffentlichung schickt und die Idee weiterverbreitet.
„Möbel kommt von mobil“, hat der findige Architekt in einer Talkshow im Schweizer Fernsehen erklärt, „und ich möchte mobilisieren. Ich möchte, dass die Leute miteinander in Kontakt kommen, die Schwiegermutter oder den Nachbarn fragen: Hey, hast du mal einen Hammer oder eine Säge? Dass sie sozial mobil werden, das ist eigentlich der Gedanke dahinter.“
Clemens Behr

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Mai 2014)
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