18. Mai 2015

Jason Mraz – Nah und echt

Von nst1

Viele Popmusiker glauben, ihren Stil verändern zu müssen, um wettbewerbsfähig bleiben zu können. Jason Mraz jedoch ist ein Künstler, der sich treu bleibt. Er möchte mehr als nur Musik weitergeben.

Mag sein, dass er einfach als musikalisch höchst begabter Mensch begann, als er Ende der 1990er-Jahre durch die Cafés von Virginia und New York zog. Mit dem Gute-Laune-Hit „I’m Yours“ 2008 landete Jason Mraz einen großen Erfolg, der seiner Karriere auch europaweit gut tat. Mittlerweile kann er als zweifacher Grammy-Preisträger über 13 Millionen Facebook-Fans verbuchen.
Ihm war es immer wichtig, seine Musik zu spielen, bevorzugt in kleineren Räumlichkeiten, da er dadurch leichter mit den Zuhörern in einen Dialog kommt, indem er seine Lieder sprechen lässt. Welche Popstars möchten das noch? Sie nehmen die Bewunderung der Fans gern an, bleiben für ihr Publikum aber ebenso gern die unerreichbare Berühmtheit.
Es ist ungewöhnlich, wenn ein bekannter Künstler es schafft, „echt“ zu bleiben, indem er die eigene Musik und deren Botschaft an oberste Stelle setzt. Ebenso ungewöhnlicher Ausdruck eigenen Stils: Jason Mraz besitzt eine Avocado-Ranch und ernährt sich vegan.
Er meint sogar, dass ihm erst die Musik hilft, ganz er selbst zu sein. In einem Interview sagte er einmal, er wisse oft nicht, auf welche der Stimmen im Kopf er hören solle, die anregen, „dies oder jenes“ zu tun. Die Musik und das Songwriting kristallisiere bei ihm die eine wahre Stimme heraus, was man seinen Liedern auch anhört.
Sein letztes Album „Yes“ (2014) sagt gefühlvoll „Ja“ zur Musik und zu einem bewussteren Leben. Das Lied „Best Friend“ ist der Dank an einen Freund, der immer da ist, Vertrauen schenkt und dadurch das Leben besser macht.
Für Jason Mraz sind es die kleinen Dinge, die das Leben verbessern. So schrieb er ein Lied darüber, welche unscheinbaren Dinge er tun würde, wenn sein Leben auseinanderfiele: beispielsweise innehalten, um dann erneut das Alltagsleben in Angriff nehmen zu können. Er selbst nutze die Musik, um sich in den Moment zu versetzen, sozusagen DA zu sein.
So ist man froh, Mraz’ Gedanken zu lauschen. In „Shine“ erzählt er von der Sonne, die sich entschließt, den Mond mangels eigener Strahlkraft zu erleuchten. Dann wechselt der Bezug auf uns, die wir ebenso unser Licht und unsere Liebe anderen weiterschenken können. Die Liebe ist Mraz eines der wichtigsten Anliegen, nicht nur als Zuneigung zweier Menschen, sondern als Phänomen, als etwas, das man zurückbekommt, wenn man es schenkt, wie er in „Love Someone“ singt.
Diese Art von Gedanken lassen den Zuhörer aufhorchen und fesseln ihn gleichermaßen. Eine positive Einstellung zu haben, ist laut Mraz eine Tätigkeit. Je länger man sich mit seinen Texten und ebenso brillanten Melodien beschäftigt, desto mehr persönliche Fragen kommen auf, die man beantwortet wissen will. Man muss zwangsläufig – und sei es auch nur mit sich selbst – in den Dialog kommen, und genau das liebt und wünscht sich der Künstler.
Simon Deregowski

 

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Mai 2015)
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