7. März 2016

Sonnenbrillen aus dem Meer

Von nst1

Junge Startup-Unternehmen kombinieren Umweltschutz mit modernen Lifestyle-Produkten.

Geisternetze – das sind ausgediente und weggeworfene Fischernetze oder abgerissene Teile davon – sollen rund zehn Prozent des Plastikmülls ausmachen, der in den Meeren treibt: Sie behindern die Schiffahrt; Tiere verenden darin; bis sie sich zersetzen, kann es Jahrhunderte dauern; die ökologischen Schäden sind enorm. Vor rund zwei Jahren haben ein 30-jähriger US-Amerikaner und zwei 28-jährige Chilenen ein Startup-Unternehmen gegründet, das die Fischernetze recycelt. Es heißt „Bureo“; so nennt in Chile das Volk der Mapuche die Wellen des Ozeans.
An den Küstenorten des über 4000 Kilometer langen Landes am Pazifik haben die Jungunternehmer Sammelstationen für Altnetze eingerichtet. Sie werden in kleine Kunststoffteile zerlegt. Aus dem Material entstehen in Santiago de Chile Skateboard-Decks. Ihre Form eines Fisches und die geschuppte Oberfläche symbolisieren den Respekt vor dem Meer und seinen Bewohnern. Achsen, Rollen und Kugellager werden in Kalifornien in den USA angebracht. Je 2,8 Quadratmeter Netz stecken in einem Skateboard.
Aber aus Fischernetzen lässt sich noch mehr machen. Mittlerweile hat sich Bureo mit einem anderen neuen chilenischen Unternehmen zusammengetan, das auch auf Ökologie und Nachhaltigkeit setzt: „Karün“ hat bisher Brillengestelle aus altem Holz aus den Wäldern Patagoniens produziert, zum Großteil in Handarbeit. Zur Firmenphilosophie gehört es, den Menschen die Wertschätzung der Natur wieder näherzubringen und so wenig wie möglich in die Natur einzugreifen. „The Ocean Collection“ nennt die Firma ihre neuen Sonnenbrillen-Modelle aus ehemaligen Nylon-Netzen, die ohne den Einsatz von Chemikalien hergestellt sein sollen. Sie bietet an, die Gestelle zurückzunehmen, wenn sie kaputtgehen oder nicht mehr getragen werden, und das Material wiederzuverwenden.
„Durch den Kauf der Produkte hilft man dabei mit, die Ozeane vom Plastikmüll zu befreien und unterstützt gleichzeitig Förderprogramme für die Küstengemeinden Chiles“, schreibt die Internetseite www.gute-nachrichten.com. „Die Mittel werden für bessere Ressourcen und Bildung für einkommensschwache Fischereigemeinden verwendet, die am stärksten von den Netzabfällen betroffen sind.“ Das Projekt gebe ihnen die Möglichkeit, sich aktiv daran zu beteiligen, die Umwelt sauber zu halten. Dazu schaffe Bureo Anreize in Form von Ausgleichszahlungen für die geleistete Arbeit und einen Sachpreis für jedes eingesammelte Kilo Fischernetz.
beh

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, März 2016)
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